Wohnungsbau: Zwischen Mangel und Leerstand

Wohnungen sind vor allem in deutschen Städten ein knappes Gut: Bundesweit müssten jährlich 308.000 neue Wohnungen entstehen, um den Bedarf zu decken. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Deutschen Reihenhaus AG erstellt hat. Zwar werden derzeit rund 306.000 neue Wohnungen gebaut, allerdings entsteht viel Wohnraum in Regionen, die künftig stagnieren oder sogar schrumpfen werden – dort droht dann Leerstand. Großstädte bauen dagegen viel zu wenig. Die Ampel-Parteien wollen sogar jährlich 400.000 neue Wohnungen bauen und würden damit deutlich über den Bedarf hinausschießen.

Viele Großstädte müssen zukünftig mehr bauen

Die Wissenschaftler rechnen damit, dass es in den nächsten Jahren weiterhin viele Menschen in die Großstädte zieht: Zwar werden mehr Deutsche mobil arbeiten und seltener pendeln, aber die grundsätzliche Orientierung an einer Stadt ändert sich nicht. Dadurch müssten allein in den sieben größten deutschen Städten bis 2025 rund 58.100 Wohnungen jährlich neu entstehen. In Berlin sind es jedes Jahr 22.200 neue Wohnungen, in Hamburg 10.500, in München 7.800 und in Köln 5.700. In der Domstadt ist die Differenz zwischen Bedarf und fertig gestellten Neubauten bundesweit am größten: Zuletzt konnte Köln den Bedarf gerade einmal zu 40 Prozent decken, noch schlechter schneiden nur Kiel (28 Prozent) und Erfurt (38 Prozent) ab.

Auf dem Land drohen Leerstand und Verfall

Gleichzeitig wird die Bevölkerung in 209 von insgesamt 401 deutschen Kreisen in den kommenden Jahren schrumpfen. Jeder zweite Kreis (202) baut derzeit mehr Wohnungen als notwendig. „In vielen ländlichen Regionen drohen in den nächsten Jahren massiver Leerstand und Verfall“, sagt Ralph Henger, IW-Immobilienökonom. Das betreffe vor allem Regionen in Sachsen-Anhalt und im Saarland. „Von bedarfsgerechtem Neubau kann keine Rede sein. Sinnvoller wäre es, die Einzugsbereiche der Großstädte zu erweitern und mehr in die angrenzende Infrastruktur zu investieren.“ Auf dem Land müsse es dagegen das Ziel sein, mehr zu sanieren und zu erhalten und dafür deutlich weniger neu zu bauen.

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