Die deutsche Wirtschaft steht vor einer Rezession und einem Ende des Booms auf dem Immobilienmarkt. Besonders stark sinken werden in Deutschland im kommenden Jahr die Unternehmenskredite: Nach einem Rekordwachstum von 7,3 Prozent im laufenden Jahr wird die Kreditvergabe an Unternehmen im kommenden Jahr voraussichtlich um 2,9 Prozent zurückgehen – stärker als in den anderen großen Eurozonen-Volkswirtschaften und stärker als in der Eurozone insgesamt, wo ein Minus von 2,7 Prozent erwartet wird. Das zeigt die EY Analyse „European Bank Lending Forecast“, eine Prognose zum Kreditmarkt, basierend auf Konjunkturprognosen und Daten der Europäischen Zentralbank.
Die EY-Prognose geht von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 1,1 Prozent im Jahr 2023 aus. Andere große europäische Volkswirtschaften kommen besser durch die Krise: Für Italien wird nur ein Minus von 0,1 Prozent für 2023 prognostiziert, die französische Wirtschaft soll um 0,2 Prozent wachsen, die spanische sogar um 0,8 Prozent. „Deutschland ist von dieser Krise besonders betroffen, denn Deutschland muss strukturelle Probleme lösen – gerade im Produktionssektor, der bis vor kurzem auf günstige Energieimporte aus Russland angewiesen war“, sagt Robert Melnyk, Leiter des Bereiches Banken und Kapitalmärkte bei EY Financial Services.
Immobilienboom zu Ende – weniger Kredite für Häuslebauer
Jahrelang kannten die Preise auf dem deutschen Immobilienmarkt nur eine Richtung: nach oben. Trotzdem blieb die Nachfrage stark – und dementsprechend auch die Nachfrage nach Immobilienkrediten. Im laufenden Jahr werden die Immobilienkredite in Deutschland in Summe noch um 6,2 Prozent zulegen – und damit stärker als in der Eurozone insgesamt, wo nur ein Plus von 4,9 Prozent prognostiziert wird.
Mit der Zinswende sinkt aber die Nachfrage nach Immobilienkrediten – für das kommende Jahr wird ein Rückgang des Bestands an Immobilienkrediten um 0,1 Prozent in Deutschland erwartet, für die gesamte Eurozone wird hingegen ein Wachstum von 0,5 Prozent veranschlagt.
Mehr Kreditausfälle erwartet
Immer mehr Privatleute und Unternehmen werden im kommenden Jahr ihre Kredite nicht mehr bedienen können – der Anteil notleidender Kredite am gesamten Kreditvolumen in Deutschland wird 2023 voraussichtlich von aktuell 1,2 Prozent auf 2,3 Prozent ansteigen. Für die gesamte Eurozone wird ein Anstieg von 2,6 Prozent im laufenden Jahr auf 3,3 Prozent im kommenden Jahr prognostiziert.
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