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Studie IW: Wohneigentum für Familien nur in der Hälfte aller NRW-Städte erschwinglich

Mit 30 Prozent des mittleren Haushaltsnettoeinkommens ist in keiner der sieben größten NRW-Städte der Erwerb von Eigentum möglich

Der mittlere Kaufpreis für eine 130 Quadratmeter große Immobilie in Köln lag im ersten Halbjahr 2023 bei 639.000 Euro

Rund 50 Prozent der Deutschen sind Besitzer eines Eigenheims – und folgt man der aktuellen Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft (Köln) wird diese im europäischen Vergleich ohnehin niedrige Zahl nicht so schnell steigen. In einem Pressegespräch stellten der BFW-Landesvorsitzende Martin Dornieden, Landes-geschäftsführerin Elisabeth Gendziorra und Pekka Sagner, Immobilienökonom am Institut der Deutschen Wirtschaft, die im Auftrag des BFW – Verband der Freien Immobilien- und Wohnungsunternehmer – erstellte Studie vor. Der Ökonom untersuchte bundesweit und konkret für die Kommunen und Landkreise in NRW den Einfluss gestiegener Zinsen auf die Erschwinglichkeit von selbstgenutzten Wohnimmobilien für Familien mit zwei Kindern mit durchschnittlichem Haushaltseinkommen und einer Eigenkapitalquote von 20 Prozent.

„Im ersten Halbjahr 2018 war es mit diesen Voraussetzungen in 90 Prozent der Gemeinden in Nordrhein-Westfalen möglich, Wohneigentum zu erwerben. Im zweiten Halbjahr 2021 – und damit vor der Zinswende – zeigte sich bereits, wie es für Haushalte mit mittlerem Einkommen schwieriger wurde, die üblichen Erschwinglichkeitsgrenzen – 30 Prozent des Nettoeinkommens werden für die Darlehenstilgung genutzt – nicht zu überschreiten.  Wohneigentum war jedoch noch in 80 Prozent der Gemeinden finanzierbar“, so das Fazit von Pekka Sagner. Bei der Bestimmung des mittleren Haushaltsnettoeinkommens stützte sich das Institut auf Zahlen der Finanzverwaltung aus den einzelnen Städten und Landkreisen.

Die Situation hat sich in den letzten zwei Jahren durch steigende Zinsen, gestiegene Baukosten und damit höhere Kosten für den Erwerber jedoch dramatisch verschlechtert: „In Nordrhein-Westfalen hat sich der Teil der Gemeinden, in denen Wohneigentum unter den genannten Voraussetzungen erschwinglich ist, auf weniger als die Hälfte reduziert. Der Großteil der Bevölkerung wohnt damit in Gemeinden, in denen es für eine Familie nicht mehr möglich ist, bedarfsgerechtes Wohneigentum zu erwerben“, so der BFW-Landesvorsitzende Martin Dornieden. Dies sei vor allem mit Blick auf die Vermögensbildung der Bevölkerung und einen Ruhestand in den eigenen vier Wänden eine echte Katastrophe.

Landesgeschäftsführerin Elisabeth Gendziorra bringt es auf den Punkt: „Die aktuelle Situation zeigt, dass das eigene Haus in vielen Städten nur für Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen oder deutlich höherem Eigenkapital finanzierbar ist – der Rest bleibt außen vor.“

In dieser angespannten Situation fordert der BFW NRW die politischen Akteure auf, wohnungspolitisch gegenzusteuern. „Nachrangdarlehen bis zu einer Kreditsumme von 150.000 Euro und einem Zins von zwei Prozent sowie eine Reduktion der Grunderwerbsteuer von 6,5 auf 0,5 Prozent würden die Situation deutlich entspannen“, erklärte Pekka Sagner. „Beide Maßnahmen zusammen könnten die Finanzierbarkeit von Wohneigentum wieder deutlich erleichtern.“ Martin Dornieden wies darauf hin, dass eine zeitgemäße Wohneigentumsförderung zudem entlastende Wirkung für den angespannten Mietwohnungsmarkt hätte. „Da es aktuell zu wenige Menschen gibt, die durch den Einzug ins Eigenheim Mietflächen frei geben, fällt dieser „Sickereffekt“ weg, entsprechend hoch ist der Druck auf dem Mietwohnungsmarkt.“

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