In jedem zweiten Unternehmen im Baugewerbe steht in den kommenden zehn Jahren der Rückzug der Inhaberin bzw. des Inhabers an. Das sind in absoluten Zahlen 163.000 Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Unternehmensnachfolge im Baugewerbe“, die das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) heute veröffentlicht hat.
An der deutschlandweiten repräsentativen Befragung, die der Studie zugrunde liegt, haben mehr als 2.500 Bauunternehmerinnen und Bauunternehmer teilgenommen. Dadurch können erstmals verlässliche Aussagen zu den Besonderheiten des Nachfolgegeschehens im Baugewerbe geliefert werden – auch differenziert für das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe.
Der Studie zufolge werden nur gut 12.000 bis 15.000 der 163.000 Unternehmen von Inhaberinnen und Inhabern mit Rückzugsplänen tatsächlich fortgeführt. Das Gros der Unternehmen wird vermutlich stillgelegt – nicht zuletzt, weil für diese zumeist kleinen Unternehmen keine Nachfolgenden gefunden werden können.
Folgen für Bauvorhaben beachten
Gravierende negative volkswirtschaftliche Effekte auf die Bauvorhaben im Bundesgebiet sieht die Studie weniger. Grund: Der Großteil der gefährdeten Arbeitsplätze und Aufträge dürfte aufgefangen werden – durch andere Unternehmen aus dem Baugewerbe, aus anderen Branchen und aus dem Ausland. Dennoch zeigen die Berechnungen, dass unplanmäßige Stilllegungen einen Arbeitsplatz- und Wertschöpfungsverlust von rund sechs Prozent im Baugewerbe ausmachen. „Auch regionale Effekte sollten nicht unterschätzt werden, wenn sich Stilllegungen in bestimmten Regionen konzentrieren. Die Industrie- und Handels- sowie die Handwerkskammern sollten dies durch ein vorausschauendes Monitoring im Blick haben“, sagt der Leiter des BBSR, Dr. Markus Eltges.
Familieninterne Nachfolge bevorzugt
Zugleich gibt die Befragung Auskunft zu realisierten Nachfolgen: So favorisieren die Unternehmensinhaberinnen und -inhaber im Baugewerbe – ähnlich wie Unternehmen in anderen Sektoren – eindeutig die familieninterne Nachfolge. Unter allen Unternehmen, die in den vergangenen zehn Jahren übergeben wurden, werden fast 60 Prozent von Familienmitgliedern fortgeführt. Zum Übergabezeitpunkt beschäftigten die übernommenen Unternehmen im Durchschnitt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
„Um erfolgreich einen Betrieb auch jenseits der eigenen Familie zu übergeben, braucht es passgenaue Informationen und gute Vorbereitungen“, so Eltges. „Die Inhaberinnen und Inhaber von Betrieben sollten sich rechtzeitig mit dem strategisch wichtigen Thema Nachfolge auseinandersetzen. Eine bessere Nutzung der Beratungsangebote sowie Formate, die Inhaber und potenziell Nachfolgende zusammenbringen, können den langfristigen Erhalt des Unternehmens attraktiv machen.“
Die Studie „Unternehmensnachfolge im Baugewerbe“ finden Sie unten.