Kunibert Gerij wurde am 23. Januar 2020 im Rahmen der BFW-Vorstandssitzung in Berlin als Vorsitzender des BFW-Fachausschusses Bautechnik verabschiedet. Der Präsident Andreas Ibel und alle Vorstandsmitglieder dankten ihm für seine langjährige Unterstützung. Die FWW führte ein kurzes Gespräch mit Herrn Gerij.
Herr Gerij, wie begann Ihre Zusammenarbeit mit dem BFW?
2007 wurde auf landespolitischer Ebene die Aktion „Impulse“ vom Fachverband Ziegelindustrie Nordwest, dessen Vorsitz ich hatte, und Falk Kivelip, damaliger Geschäftsführer des BFW Nordrhein-Westfalen, gegründet. Die Fehleinschätzung der Politik »Deutschland ist bebaut« führte schon damals zu fatalen Folgen für das Baugewerbe sowie für die Bau- und Wohnungswirtschaft. Die im internationalen Vergleich unterdurchschnittliche Eigentumsquote, die Altersstruktur des Wohnungsbestandes und die aufgrund der demografischen Entwicklung veränderten Wohnbedürfnisse wurden in fahrlässiger Weise nicht gewürdigt. Schon damals zeigte sich auch, dass eine wesentliche Voraussetzung zur Belebung der Baukonjunktur der forcierte Abbau des aufgeblähten Bürokratismus und der überzogenen Regulierungen ist. Von diesen Entwicklungen war und ist auch der BFW als Vertreter der Investoren direkt betroffen.
Wie ging es dann weiter?
Ich bin seit über 30 Jahren als Unternehmer in die Normungsprozesse eingebunden, in den Anfangsjahren für die Industrie, und habe während dieser Tätigkeit Herrn Dr. Haber, damaliger Geschäftsführer des Bundesverbandes, kennengelernt, der immer wieder auf die investitionshemmenden Entwicklungen in den Normungsprozessen hinwies. Als betroffener Kreis in den DIN-Ausschüssen war der BFW gefordert, sich bautechnisch aufzustellen. Die Nachfolgerin in der Geschäftsführung, Frau Ira von Cölln, hat mich dann gebeten, den Vorsitz des BFW-Arbeitskreises Bautechnik zu übernehmen. Diese Funktion hatte ich dann bis 2020 inne und habe den BFW fachlich beraten.
2014/2015 waren Sie als Vertreter des BFW Mitglied in der Baukostensenkungskommission des BMU. Welche Erfahrungen konnten Sie dort sammeln?
Die Baukostensenkungskommission wurde eingerichtet, um die Entwicklung der Baukosten zu analysieren und Kostentreiber beim Neubau und der Modernisierung von Wohngebäuden zu identifizieren, Ursachen für diese Entwicklungen zu untersuchen und Verbesserungsmöglichkeiten für eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Bauens aufzuzeigen. Viele Experten saßen viele Tage zusammen. Ich sehe aber bis heute nicht, dass die Probleme ernsthaft angegangen werden. Ganz im Gegenteil: U. a. im Bereich Energieeffizienz, Mietendeckel usw. kommen ständig neue Auflagen und Verschärfungen hinzu.
In welchen Gremien waren Sie noch für den BFW aktiv?
Ich war und bin aktiv im „Netzwerk Normung“, an dessen Gründung ich als Vertreter des BFW beteiligt war. Die Partner des Netzwerks verfolgen das Ziel, ihre Einflussnahme auf die Normungsarbeit in Deutschland und Europa im Bereich des Bauens und Wohnens zu intensivieren und so Normung praxis- und anwendergerechter zu gestalten. Ich habe die am Netzwerk beteiligten Referenten des BFW Franco Höfling und Hans-Ulrich Niepmann fachlich unterstützt. Ich sehe meine Hauptaufgabe darin, die Interessen der Immobilienwirtschaft, Hauptleidtragende der überzogenen Normungs- und Verordnungswut, stärker in die Normungsprozesse einzubringen. Mit Übernahme von DIN-Normen in das Bauordnungsrecht bilden eingeführte Normen den Standard für bezahlbaren Wohnraum und erhöhen somit die Baukosten
Und dann ist da noch der Deutsche Bausachverständigentag…
Ja, ich war an der Gründung des DBST beteiligt und konnte durch die mir übertragenen Funktionen erreichen, dass der BFW als betroffener Kreis Mitglied im DBST wurde. Ziel des DBST ist es, dass die Normung wieder auf das vom Wirtschaftsministerium definierte öffentliche Interesse „die Einhaltung staatlicher Schutzziele“ zurückgeführt wird und nicht als Plattform für Industrie- und Wissenschaftsmarketing genutzt wird. Aktuell wurde ich zum Vorsitzenden der Arbeitskreise Schallschutz und Bauproduktenrecht bestellt. Hier werde ich dem BFW sicher fachlich verbunden bleiben und den Austausch suchen.
Ein kurzes Fazit?
Auf die Probleme, die wir jetzt haben, habe nicht nur ich, sondern auch die Aktion „Impulse für den Wohnungsbau“ schon vor über zehn Jahren hingewiesen. Die Ignoranz der Politik hat dazu geführt, dass die Rahmenbedingungen für Investoren immer schlechter werden. Hier gilt es, weiter wachsam zu bleiben und über Medien und politische Gespräche die Politik für die Belange der Bau- und Immobilienwirtschaft zu sensibilisieren. Wirtschaftswachstum ohne diese Säulen der Volkswirtschaft ist nicht machbar.
Herr Gerij, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.