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Governance in der Immobilienwirtschaft: Neue Studie

Ein effektives Management von Risiken und Krisen wird immer wichtiger. Gerade in der Corona-Zeit sind die Governance-Systeme aller Unternehmen auf den Prüfstand gestellt worden. Auch die wirtschaftlichen und regulatorischen Anforderungen an Unternehmen in der Immobilienwirtschaft wachsen zunehmend. Eine neue Studie untersucht jetzt den Reifegrad von Governance-Systemen sowie Entwicklungstendenzen bei Firmen in der Branche.

Die Untersuchung wurde vom Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG erstellt. Eines der zentralen Ergebnisse ist, dass die vier Governance-Funktionen, die vor allem eine Beratungs- und Überwachungsfunktion haben, bei den Studienteilnehmern mehrheitlich etabliert sind. Es geht um die interne Revision, das interne Kontrollsystem, Risikomanagement sowie Compliance. Nach Angaben von ICG war Corporate Governance bei vielen Unternehmen der Branche lange Zeit nicht im Fokus. Mittlerweile habe aber auch die Immobilienwirtschaft die Bedeutung von guter Unternehmensführung erkannt. Vor allem im Risikomanagement zeigen sich jedoch Verbesserungspotenziale bei der Integration strategischer Risiken (Stichwort Zukunftsperspektive), der Identifizierung von Risiken und deren Bewertung sowie der Weiterentwicklung der Risikomanagementsysteme. Bei dynamischen Märkten müsse sich auch das Risikomanagement entsprechend dynamisch entwickeln und laufend angepasst werden, so die Leiter der Studie. Rund 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen sehen aktuell keinen Handlungsbedarf durch das neue Finanzintegritätsstärkungsgesetz, weil es entweder nicht auf sie anwendbar ist (weil zum Beispiel die Firma nicht börsennotiert ist) oder die relevanten Themenstellungen bereits umgesetzt werden.

Zur Unterstützung der Governance-Funktionen kommen verschiedene Tools zum Einsatz. Am häufigsten arbeiten die Unternehmen mit Lösungen von Microsoft Office, 15 Prozent der teilnehmenden Firmen nutzen sogar nur Office-Lösungen. Die Verbreitung von Fachsoftware für Governance-Funktionen ist gering. Dies deutet aus Sicht der Organisatoren der Studie darauf hin, dass sich viele Unternehmen noch nicht ausreichend mit der Digitalisierung ihrer Governance-Prozesse beschäftigt haben. So sehen 70 Prozent der Befragten das Thema Digitalisierung als Top-Handlungsbedarf. Als wichtigste Compliance-Risiken bzw. Themenschwerpunkte nennen 31 Studienteilnehmer den Datenschutz und die IT-Sicherheit als Risiko, am zweithäufigsten wurde die Vorbeugung von Betrug und Geldwäsche genannt. Insgesamt zeigte sich dass vor allem mittlere und große Unternehmen ein großes Interesse an Corporate Governance haben. Kleine Unternehmen nahmen kaum an der Studie teil. Ebenso ließ sich erkennen, dass Corporate Governance vor allem in börsenregulierten Unternehmen eine Rolle spielt.

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