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Einfamilienhäuser: Grüne sorgen für Wirbel

Mit ihrer Kritik an Einfamilienhäusern haben die Grünen eine politische Debatte angestoßen. Vertreter von CDU und FDP warfen der Partei vor, die Freiheit von immer mehr Bürgern einzuschränken oder ein grundsätzlich gestörtes Verhältnis zum Eigentum zu haben. Wir geben einen Überblick über Hintergründe, Argumente und Reaktionen.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hatte sich in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ skeptisch über Einfamilienhäuser geäußert. Seine Kritik: Solche Neubauten verbrauchten zu viel Fläche, zu viele Baustoffe und zu viel Energie. Zudem förderten sie die Zersiedelung. Als Forderung nach einem generellen Verbot von Einfamilienhäusern wollen die Grünen die Äußerungen jedoch nicht verstanden wissen. Man unterstütze den Erwerb von Wohneigentum, setze sich für günstige Mieten ein und fördere auch Sanierungen und ökologisches Bauen, erklärte die Partei in einer Pressemitteilung. Hofreiter forderte die Kommunen auf, durch Bebauungspläne dafür zu sorgen, dass der knappe Raum in Ballungsgebieten bestmöglich genutzt werde, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Neuen Schwung bekam die Debatte deshalb, weil ein Kommunalpolitiker im Bezirk Hamburg-Nord entschieden hatte, in Bebauungsplänen keine Einfamilienhäuser mehr auszuweisen. Auf freien oder frei werdenden Flächen müsse der Bau von mehr bezahlbaren Geschosswohnungen, auch durch Nachverdichtung im Vordergrund stehen, so die Begründung. Überall dort, wo es gültiges Planrecht gebe, könnten Einfamilienhäuser aber auch weiterhin gebaut werden, präzisierte der Grünen-Politiker gegenüber der Haufe Online Redaktion.

BFW-Präsident Andreas Ibel wies im Zuge der Debatte darauf hin, dass vier von fünf Deutschen Eigentum bilden möchten. Deshalb sollte nicht das Einfamilienhaus in Frage gestellt, sondern grundsätzlich darüber gesprochen werden, wie bezahlbares Wohnen für alle ermöglicht werden kann. „Dazu zählt auch die Schaffung von bezahlbarem Wohneigentum“, so Ibel. „Gerade in Corona-Zeiten hat dieses Thema eine noch höhere Bedeutung bekommen. Wenn man jetzt den Neubau verbietet, führt das zu einem Preisanstieg bei bestehenden Einfamilienhäusern“, sagte der BFW-Präsident. Den Wunsch vieler Familien nach einem Eigenheim müsse die Politik ernst nehmen. Das Thema Wohneigentumsbildung sei zudem ein elementarer Bestandteil der privaten Altersvorsorge.

Grundsätzlich warnt die Immobilienwirtschaft vor einem bundesweiten Nachahmungseffekt nach dem Vorbild von Hamburg-Nord und hält pauschale Verbote für unangemessen. Die Wohnungsmärkte in Deutschland müssen differenziert betrachtet werden. In Großstädten mit angespannten Wohnungsmärkten ist es schwieriger, mit geringerem Flächenverbrauch mehr Wohnraum zu schaffen, als in ländlichen Regionen. Dies zeigt, dass bundesweite Regelungen nicht der richtige Lösungsansatz sind. Auch das Argument, Mehrfamilienhäuser seien aus ökologischen Gründen besser, ist fragwürdig. Sönke Struck, Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverbands Nord, erklärte dazu Anfang Februar: „Viele Einfamilienhäuser haben exzellente Verbrauchswerte. Es ist diskriminierend, wenn die Besitzer jetzt als Klimasünder abgestempelt werden“.

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