Niedrigzins-Darlehen aus der Vergangenheit können für deutsche Banken eine Herausforderung werden. Das schreibt der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) in seinem Bericht für den Zeitraum April 2022 bis März 2023, der dem Bundestag als Unterrichtung vorliegt (20/11070).
„Der Einbruch des Geschäfts mit höher verzinsten Neukrediten im Berichtszeitraum dürfte perspektivisch die Ertragslage der Banken belasten“, warnt der AFS, dem das Bundesfinanzministerium, die Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht angehören. Erschwerend für die Banken seien die hohen Bestände an niedrig verzinsten Hypotheken mit langen Zinsbindungsfristen. Wohnimmobilienkredite seien nach wie vor eine zentrale Einkommensquelle für die Kreditinstitute.
In der zweiten Jahreshälfte 2022 seien die Preise für Häuser und Wohnungen zwar gesunken, konstatiert der AFS, es habe aber keinen substanziellen Preisrückgang gegeben. Der AFS warnt: „Aufgrund der starken Preissteigerungen in den vergangenen Jahren waren Wohnimmobilien in Deutschland weiterhin stark überbewertet.“
Auch angesichts einer robusten Arbeitsmarktentwicklung hätten Kreditnehmer ihre Hypotheken nach wie vor bedienen können. Erhöhte Ausfälle im Wohnimmobilienkredit-Portfolio der Banken seien nicht verzeichnet worden.
Der AFS erklärt dazu: „Zudem war ein Großteil der auslaufenden Zinsbindungen nicht mit einem starken Zinsanstieg bei einer Anschlussfinanzierung verbunden. So stammt der Großteil der Kredite, die im Jahr 2023 refinanziert werden müssen, aus älteren Kreditjahrgängen. Da das damalige Zinsumfeld dem heutigen ähnelt, ist das Risiko aus dem Zinsanstieg für diese Kredite begrenzt.“
Die wirtschaftliche Eintrübung und sinkende Schuldentragfähigkeit bei Unternehmen und Haushalten hätten sich bislang nicht in einer deutlichen Erhöhung der Risikovorsorgebestände und Risikogewichte in den Bilanzen der Banken niedergeschlagen, heißt es in dem Bericht. „Insgesamt besteht die Gefahr, dass die Banken das Risiko adverser Entwicklungen weiterhin unterschätzten“, warnt der AFS.
Der Ausschuss spricht von einer „moderaten Verwundbarkeit des deutschen Finanzsystems gegenüber Risiken, die sich aus dem Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft ergeben“. Er mahnt: „Eine späte und dadurch abrupte Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft kann die Verluste im Finanzsystem erhöhen.“ Der AFS werde sich auch künftig mit den Risiken aus dem Klimawandel befassen und dabei zunehmend physische Risiken in den Blick nehmen.
Die deutschen Banken hält der AFS für stabil. Die regulatorischen Anforderungen an die Höhe des Eigenkapitals würden erfüllt.