Wohnungsbau neu denken

Nach einer Analyse von Aengevelt Research werden sich die Anforderungen an den Wohnungsbau nach Corona künftig verändern. Prognostiziert werden, welche zukünftigen Kriterien bei Neubau, Modernisierung und Umbau gefragt sein werden.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat das gesamte wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben verändert. Dies wird nach einer neuen Analyse von Aengevelt Research auch zu dauerhaft veränderten Anforderungen an Ausstattung, Größe, Zuschnitt und Lage von Wohnungen führen.

Einer Studie des Ifo-Instituts zufolge wollen 54 Prozent der Unternehmen das Arbeiten im Homeoffice auf Dauer anbieten. Sollte dieses Angebot tatsächlich genutzt werden, würde zumindest das Arbeitszimmer in Wohnungsgrundrissen eine Renaissance erfahren.

An den Wohnungsmärkten machen sich bereits Veränderungen bemerkbar. Nach einer Umfrage von Aengevelt Research vom Oktober 2020 nehmen 59 Prozent der Marktakteure eine gestiegene Nachfrage nach größeren Wohnungen wahr. 76 Prozent geben an, dass Terrassen oder Balkone wichtiger werden. Knapp die Hälfte sieht sogar eine Verlagerung der Nachfrage aus den Innenstädten in die Umlandbereiche. Die Immobilienexperten raten Eigentümern und Investoren, sich bereits jetzt auf die veränderte Nachfrage einzustellen:

  • Flexiblere Grundrisse, die mehr Räume ermöglichen. Die Nachfrage nach zu offenen Grundrissen wird entsprechend zurückgehen.
  • Erhöhter Schallschutz zwischen den Räumen der gleichen Wohnung und eine leistungsfähige IT-Infrastruktur, um optimale Bedingungen für das Arbeiten von zuhause aus zu schaffen.
  • Mit der Zunahme des Online-Handels, auch bei Lebensmitteln, wird es wichtiger, kundenorientierte Lösungen für die Paketzustellung zu finden und den überkommenden Briefkasten mit Einwurfschlitz den neuen Bedürfnissen anzupassen.

Matthias Brinkmann von Aengevelt Research erklärt: „Corona wird auch im Wohnungsbau ein Umdenken auslösen. Die Architektur ist gefordert, Lösungen zu entwickeln, die bei Neubauprojekten, aber auch bei Maßnahmen im Bestand den veränderten Anforderungen entgegenkommen. Wir brauchen in Zukunft Grundrisse, technische Gebäudeausrüstungen und Ausstattungselemente, die die Verlagerung verschiedenster Aktivitäten in die Wohnung unterstützen.

Wenn Mieter oder auch selbstnutzende Eigentümer von Mobilitätskosten entlastet werden, steigen ggf. auch die finanziellen Spielräume für größere Flächen und bessere Ausstattungen.

Prof. Dr. Volker Eichener von der Hochschule Düsseldorf, der die Aengevelt-Analyse geleitet hat: „Der Anteil des Haushaltsnettoeinkommens, der für die Wohnung ausgegeben wird, wird weiter steigen, auch weil es bei den Mobilitätskosten zu Entlastungen kommt. Bundesweit wird der Bedarf nach Wohnfläche steigen, während sich die Summe der Büroflächen reduzieren wird. Ein positiver Nebeneffekt, den wir bereits bei den Lockdowns des Jahres 2020 beobachten konnten, ist, dass sich der PKW-Verkehr verringert und wir – auch finanzielle – Entlastungen der Verkehrsinfrastruktur erwarten können.

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