Der soeben als E-Book erschienene VHV-Bauschadenbericht Tiefbau und Infrastruktur 2022/23 ist der vierte Band der Bauschadenberichtreihe. Zugleich ist er die Fortsetzung des ersten Bandes zum Thema Tiefbau und Infrastruktur, der 2021 erschienen ist. Der neue Bericht gibt erneut einen aktuellen und umfassenden Überblick zu der vielschichtigen Thematik von Bauschäden und -mängeln sowie zum Status der Qualität beim Planen und Bauen im Tief- und Infrastrukturbausektor. Der Fokus richtet sich dieses Mal auf „Sichere Infrastruktur“ – ein Thema, das aktueller kaum sein könnte.
Die enthaltenen Analysen sind das Ergebnis umfassender Datenauswertungen gemeldeter Versicherungsschäden der VHV-Versicherungen aus dem Bereich der Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherungen. Die Daten und Fakten von annähernd 40.000 Schadenfällen wurden für den Bericht wissenschaftlich ausgewertet und aufgearbeitet. Die Ergebnisse zeigen die Entwicklung der Bauschadenzahlen, des Schadenaufwands (der Kosten) im Rahmen des Regulierungsprozesses, der Schadenarten und der Schadenursachen. Der Fokus lag auf dem Zeitraum zwischen 2017 und 2021. Diese Daten umfassen etwa 27.000 gemeldete Schadenfälle und einen Schadenaufwand von insgesamt rund 87 Millionen Euro. Ergebnis: ein kontinuierlicher Anstieg der jährlichen Schadenbeseitigungskosten im Betrachtungszeitraum um rund 24 Prozent. Der Blick auf die Kosten, die im Durchschnitt pro Schadenfall und Jahr aufzuwenden sind, fällt noch deutlicher aus: Hier gibt es einen Anstieg um rund 31 Prozent.
Die häufigste Schadenart bleiben unverändert Kabel- und Leitungsschäden. Dabei gab es noch einmal einen Anstieg bei Schäden an Kommunikationsleitungen. Die häufigste Ursache ist – auch dies ist unverändert wie in den vorherigen Untersuchungen – die Bedienung von Arbeitsmaschinen; den größten Anteil haben dabei Baggermaschinen.
Die Ergebnisse zeigen, welche Situationen besondere Risiken im Hinblick auf die Mangel- und Schadenprävention beinhalten: vor allem menschliche Fehlerquellen durch zum Beispiel mangelhafte Arbeitssorgfalt, etwa bei der Bedienung von Maschinen. Weitere Fehlerquellen sind Ausführungs- und Montagefehler, die unzureichende Einholung von Leitungsauskünften oder die Nutzung fehlerhafter Leitungsauskünfte, fehlende Fachkräfte bei parallel steigenden (technischen) Anforderungen an die Tiefbauarbeiten sowie unzureichende Bauüberwachung. Die Analyse dieser Ursachen und deren Folgen bildet die Basis der Perspektiven im Tief- und Infrastrukturbau. Hier stellt der vorliegende Bericht Entwicklungen und Innovationen für den Planungs- und Bauprozess vor, die helfen können, künftig Schäden zu vermeiden. Hierzu zählen auch Aus- und Weiterbildungsstrategien sowie innovative Produkt- und Strategieentwicklungen.