Das BBSR suchte für sein neues Forschungsfeld „Urban Heat Labs“ Kommunen, die als Modellvorhaben ganzheitliche Konzepte für die Hitzevorsorge realisieren. Eine Jury wählte am 30. August 2024 in einer Auswahlsitzung in Berlin neun Modellvorhaben aus sieben Städten aus!
Häufigere und langanhaltendere Hitzeperioden, Hitzerekorde und Dürreperioden prägen seit Jahren die Sommer in Deutschland. Dabei sind Städte aufgrund des Wärmeinseleffekts besonders von thermischer Belastung betroffen. Steigende Temperaturen und vor Allem Hitzewellen haben vielfältige negative Auswirkungen auf die Stadtgesellschaft, auf urbane Systeme und Infrastrukturen. Der städtische Hitzestress beeinträchtigt insbesondere die menschliche Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden. Diese Effekte werden sich im Zuge des Klimawandels in den nächsten Jahren noch deutlich verstärken.
Ausgangslage
Kommunen und private Bauherrinnen und Bauherren berücksichtigen bereits teilweise Strategien zur Klimafolgenanpassung und zur Hitzevorsorge. Erkenntnisse und Pläne zur thermischen Belastung sind vielerorts bereits in Grundzügen vorhanden, passende Maßnahmen vielfach bekannt. Allerdings fehlt häufig eine strategisch ausgerichtete, flächendeckende und abgestimmte Hitzevorsorge auf unterschiedlichen Maßstabsebenen, von der stadtregionalen und gesamtstädtischen Perspektive bis hin zur Quartiersebene und den Einzelgebäuden. Hier setzt das neue ExWoSt-Forschungsfeld „Urban Heat Labs – Hitzevorsorge in Stadtquartieren und Gebäuden“ an.
Steigende Temperaturen und längere Hitzeperioden stellen besonders in Städten eine zunehmende gesundheitliche Belastung dar. Hitzevorsorge wird zum prioritären Aufgabenfeld für die Stadtentwicklung, insbesondere in Städten mit hochverdichteten Quartieren. Hier kulminieren thermische Belastung, Vulnerabilität und Mehrfachbelastungen, unter anderem durch Luftschadstoffe und weitere Stressoren wie Trockenheit. Darüber hinaus zeigen aktuelle Forschungsergebnisse, dass Hitzestress in erheblichem Umfang durch die thermische Belastung von Innenräumen entsteht und damit vom bauphysikalischen Verhalten der Gebäude abhängt. Zudem gilt ein besonderes Augenmerk den (oftmals thermisch hoch belasteten) Bewegungs- und Aufenthaltsräumen in der Stadt.
Hitzevorsorge ist eine Querschnittsaufgabe, die nahezu alle Handlungs- und Politikfelder der Stadtentwicklung betrifft. Bund, Länder und Kommunen tragen gemeinsam die Verantwortung, Hitzevorsorge in allen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereichen zu fördern. Im Rahmen der Stadtplanung können Hitzerisiken über Ansätze der räumlichen Risikovorsorge adressiert werden. Unterschiedliche Strategien wie die konsequente Förderung weiß-grün-blauer Räume, die doppelte Innenentwicklung oder die wassersensible Stadtentwicklung tragen dazu bei, Hitzestress in Städten zu verringern. Die Strategien greifen auf unterschiedlichen Ebenen – von einzelnen Gebäuden und Liegenschaften über Quartiere bis hin zur städtischen und (stadt-)regionalen Ebene. Die Instrumente und Verfahren der Stadtplanung und Stadtentwicklung bieten gute Ansatzpunkte, raumrelevante Strategien und Maßnahmen zur Hitzevorsorge zu integrieren.
Trotz einer Vielzahl an integrativen und sektoralen Strategien fehlt zumeist eine sektor- und ebenenübergreifende Koordination der Hitzevorsorge. Eine Verstetigung der ressortübergreifenden Koordination ist jedoch essentiell, um Synergien zu schöpfen, Maßnahmen wirksam umzusetzen und ihre Reichweite zu erhöhen. Um Hitzevorsorge als querschnittsorientiertes Handlungsfeld zu etablieren, ist auch eine Anpassung rechtlicher Regelungen erforderlich.
Ziel
Das Forschungsprojekt „Urban Heat Labs – Hitzevorsorge in Stadtquartieren und Gebäuden“ (UHL) steht im Kontext der übergeordneten Hitzeschutzstrategie des BMWSB und konzentriert sich auf die Hitzevorsorge in verdichteten, thermisch belasteten Städten und Quartieren. Die Ergebnisse von UHL sollen einen maßgeblichen Beitrag zu einer klimaangepassten und hitzeresilienten Stadt- und Baupolitik liefern.
Der Schwerpunkt von UHL liegt auf kommunalen Planungs- und Kommunikationsprozessen zur Hitzevorsorge sowie auf einer Integration und Aktivierung privater Akteurinnen und Akteure. Im Ergebnis werden beispielsweise Arbeitshilfen für unterschiedliche Maßnahmen im Bereich Stadtentwicklung und Bauwesen entwickelt werden, um Empfehlungen für ein zielgerichtetes Zusammenwirken verschiedener Akteursgruppen aufzuzeigen.