Studie zum Klimawandel: Präventivmaßnahmen dringend erforderlich

Die Folgen der globalen Erwärmung und des Klimawandels werden immer sichtbarer: Extremwetterereignisse wie Stürme, Hagel, Starkregen sowie Hitze- und Dürreperioden nehmen zu und führen immer häufiger zu Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen. In einer jetzt veröffentlichten Studie, die das Institut für Bauforschung e. V. (IFB) im Auftrag von Bauherren[1]Schutzbund e. V. und der VHV Allgemeine Versicherung AG erstellt hat, werden erstmals aktuelle Daten zu Gebäudeschäden durch Extremwetter analysiert.

Die Studie „Klimawandel und Extremwetterereignisse – Schadenentwicklung und Anforderungen an Wohngebäude“ belegt, dass in den vergangenen 20 Jahren die Anzahl der Schäden aufgrund von Extremwetterereignissen sowie die Schadenhöhen zugenommen haben. Die Bauforscher raten Eigentümern dringend, sich mit der Problematik zu befassen und sowohl im Neubau als auch bei Bestandsgebäuden Vorkehrungen zu treffen. In der Studie finden sich neben den statistischen Datenauswertungen nutzerfreundliche Checklisten mit konkreten Handlungsempfehlungen, zugeschnitten auf verschiedene Naturgefahren, ergänzt mit konkreten Empfehlungen für die Planungs-, Bau- und Nutzungsphase von Gebäuden. Zudem enthält die Veröffentlichung eine Sammlung weitergehender Informationen, Links und Arbeitshilfen. Als Datenbasis der Studie nutzten die Bauforscher umfangreiche Versicherungsdaten und Schadenstatistiken des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) und der VHVVersicherungen. Ergänzend dazu wurden Studien, Publikationen und Fachbeiträge ausgewertet, die sich mit Extremwetterereignissen und deren Auswirkungen auf Gebäude befassen. Dabei wurden Schadenzahlen, Schadenarten, Schadenursachen und Schadenkosten sowie die Auswirkungen auf Materialien, Bau- und Gebäudeteile betrachtet, mit bestehenden Anforderungen verglichen und daraus Handlungsempfehlungen für die Planungs-, Bau- und Nutzungsphase abgeleitet. Zum Teil gehen diese über normative bzw. öffentlich-rechtliche Anforderungen hinaus. Viele Gebäude sind Extremwetterereignissen nicht gewachsen „Die Prozesse beim Planen und Bauen sowie die Qualität der Gebäude und baulichen Anlagen müssen an die sich wandelnden Bedingungen angepasst werden“, sagt IFB-Direktorin Heike Böhmer. „Wir sehen, dass heute in Gebieten, wo man es nicht erwartet hätte und wo die Normenkarte nicht die höchsten Anforderungen ausweist, Extremwetterereignisse auftreten, denen die Gebäude nicht mehr gewachsen sind.“ Die derzeit geltenden DIN-Normen legten in der Regel lediglich mittlere Wetterereignisse für die Planung und Ausführung von Gebäuden zugrunde. Die Studie zeigt auf, dass mit der zunehmenden Anzahl von Extremwetterereignissen auch die Anzahl und Höhe der monetären Schäden gestiegen ist. Da der Prozess geltende Normen zu ändern sehr langwierig sei, appelliert Böhmer an die Eigenverantwortung von Planern, Bauausführenden und Eigentümern. „Das Wissen über die neuen Risiken durch Extremwetterereignisse verpflichtet uns – Planer und Bauschaffende, Eigentümer und Kommunen – zu handeln! Der Schutz und Erhalt von Gebäuden und Infrastruktur, und damit unserer Baukultur, bzw. die Planung und Errichtung neuer Bauwerke muss unter Beachtung dieser veränderten Rahmenbedingungen erfolgen. Das Warten auf neue Gesetze, Normen, Verordnungen und Pflichten ist der falsche Weg. Kluges, vorausschauendes und eigenverantwortliches Handeln ist gefragt, wenn wir sturm-, hagel- und starkregensichere Bauwerke planen, bauen und erhalten wollen. Und neben dem notwendigen Blick nach vorn hilft nicht selten auch der Blick in unsere bau[1]liche Vergangenheit: auf funktionierende Bauwerke, deren Ort, Bauart und Qualität uns zeigen, wie Klima-, Wetter- und Funktionsanpassung dauerhaft funktioniert“, so die Institutsdirektorin. Wichtig sei zudem der Abschluss entsprechender Versicherungen. So seien etwa Elementarschaden- oder Bauleistungsversicherungen wichtige Bausteine des Risikomanagements im Umgang mit Natur[1]gefahren. „Jedoch in Kombination mit proaktiven Risikoanalysen, -bewertungen und -anpassungen an die veränderten Rahmenbedingungen“, ergänzt Böhmer. So ließen sich Schäden verhindern oder zumindest mindern. Die Anpassungsmaßnahmen müssten zielgerichtet, fachgerecht und klug geplant und frühzeitig durchgeführt werden. Zunahme von Wetterextremen erfordert Schutzmaßnahmen Während für die Flächenvorsorge in erster Linie die öffentliche Hand verantwortlich ist, kann jeder Einzelne – ob Planer, ausführender Handwerker, Bauherr oder Immobilieneigentümer – bei der Bau-, Risiko- und Verhaltensvorsorge aktiv werden. Die IFB-Experten empfehlen insbesondere privaten Bauherren und Eigentümern, zu prüfen, wie sie ihre Immobilien vor Extremwetterereignissen schützen können – etwa durch die regelmäßige Überprüfung und Wartung von Dacheindeckung, Dachentwässerung und Fassade oder die Nachrüstung von Sicherungs- und (Hochwasser-) Schutzeinrichtungen. In einer Erklärung anlässlich des Hamburger Extremwetterkongresses Ende September heißt es, dass künftig nicht mehr abwendbare, massive Veränderungen auf der Erde zu erwarten seien und der Klimawandel „in großen Teilen ungebremst“ erfolgen werde. Weiterhin heißt es: „Wir müssen uns besser auf die katastrophalen Folgen von Extremwetter wie Dürren, Waldbrände, Überflutungen vorbereiten – die manchmal auch in Kombination auftreten“, so Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes. Die aktuellen Erkenntnisse aus der IFB-Studie deuten ebenfalls darauf hin, dass die Extreme auch in Deutschland weiter zunehmen werden und künftig jede Region betroffen sein kann. Wie schwerwiegend die Folgen sein werden, hängt davon ab, wie gut Länder, Kommunen und Wohneigentümer darauf vorbereitet sind.

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