Studie: Corona verändert Wohnort-Präferenzen

Eine repräsentative Studie des ifo Instituts und immowelt mit 18.000 Teilnehmern zeigt: Viele Deutsche wollen ihre Wohnsituation in Zukunft zwar prinzipiell ändern, ganz auf urbane Infrastruktur verzichten wollen sie dabei aber nicht. Vor allem kleinere Großstädte und Vororte sind gefragte Wohngegenden. Eine allgemeine Flucht aus den Großstädten zeichnet sich nicht ab.

Mehr Platz, günstigere Miet- und Kaufpreise und mehr Natur: Das Leben auf dem Land hat etliche Vorteile im Vergleich zum Leben in der Großstadt. Durch Home-Office und Online-Shopping könnten in der Theorie zunehmend auch wieder mehr Menschen in ländlichen Räumen leben, ohne täglich lange Pendelzeiten in Kauf nehmen zu müssen.

Die repräsentative Studie des ifo Instituts und immowelt belegt nun, dass die urbanen Zentren, also Städte über 500.000 Einwohner, tatsächlich für einige Menschen an Reiz verlieren: 5 Prozent der befragten Großstädter planen, binnen des nächsten halben Jahres aus der Großstadt wegzuziehen. Weitere 8 Prozent haben einen Wegzug innerhalb der kommenden 6 bis 12 Monate ins Auge gefasst. 13 Prozent der Großstädter planen somit, innerhalb der nächsten 12 Monate die Großstadt zu verlassen.

Junge Menschen und Familien wollen Städte verlassen

Einen merklichen Einfluss auf die Umzugsbereitschaft hat das Alter. Von den 18- bis 29-Jährigen wollen 18 Prozent ihren Wohnsitz in der Stadt in den nächsten 12 Monaten aufgeben. Auch 19 Prozent der 30- bis 39-Jährigen haben diesen Plan. Bei den 60- bis 69-Jährigen (11 Prozent) und den über 70-Jährigen (5 Prozent) kommt ein Wegzug seltener in Frage. Kinder im Haushalt regen ebenso zum Nachdenken über die Wohnverhältnisse an: Kinderlose Großstädter planen nur zu 10 Prozent einen Wegzug aus der Stadt binnen der nächsten 12 Monate. Bei einem Kind im Haushalt steigt der Wert auf 18 Prozent und bei zwei oder mehr Kindern verdoppelt er sich auf 22 Prozent. Vor allem junge Menschen in der Familiengründungsphase und Familien planen vermehrt, den städtischen Raum zu verlassen.

Mehr Natur und mehr Platz

Die Gründe, dem Stadtleben den Rücken zu kehren, sind oftmals die naheliegenden: Eine geringere Siedlungsdichte ermöglicht auf dem Land eine größere Wohnung und höhere Chancen auf einen eigenen Garten. Den Wunsch nach mehr Naturnähe und einer Aufwertung der eigenen Wohnverhältnisse geben jeweils fast zwei Drittel der befragten Großstädter als Grund für die konkreten Umzugspläne an. Störfaktoren am bisherigen Wohnort (58 Prozent), der Wunsch nach mehr Wohnfläche (57 Prozent) sowie ein besseres Wohnumfeld für die Familie (56 Prozent) werden in der urbanen Zielgruppe ebenfalls häufig als Umzugsgrund genannt.

…aber mit urbaner Infrastruktur

Eine große Stadtflucht deutet sich in Deutschland aber nicht an. Die abgeschiedene Idylle auf dem Land sucht von den Städtern kaum jemand. Wer kurz- oder langfristig einen Umzug aus der Großstadt plant, möchte vorrangig in eine kleinere Großstadt (38 Prozent) ziehen. Weitere 30 Prozent wollen im Speckgürtel bleiben. Nur 11 Prozent der befragten Großstädter, die konkrete Umzugspläne hegen, wollen aufs Land ziehen. Es sind also vor allem die suburbanen Räume und Städte zwischen 100.000 und 500.000 Einwohnern, die verstärkt ins Blickfeld der urbanen Bevölkerung rücken. Diese Gebiete versprechen durch die zumeist weniger dichte Bebauung eine bessere Wohnsituation, bieten aber zugleich die Vorteile einer urbanen Infrastruktur und schnelle Erreichbarkeit urbaner Oberzentren. 

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