Schrumpfende Städte: Zeitenwende oder Verschnaufpause?

Wie der empirica-Immobilienpreisindex 2/2021 zeigt, ist die Einwohnerzahl von Berlin und Frankfurt im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr nicht mehr gestiegen, in Stuttgart oder Düsseldorf sogar gesunken. Die Forscher stellen sich die Frage, ob dies der Beginn einer Zeitenwende oder nur eine Verschnaufpause ist.

Für eine Zeitenwende könnte sprechen, dass es sich um keinen abrupten Trendbruch handelt. Seit einigen Jahren schon ist eine zunehmende Suburbanisierung aus den Schwarmstädten zu beobachten: Vor allem junge Familien wandern auf der Suche nach einer großen, aber bezahlbaren Wohnung ins immer entferntere Umland. Außerdem profitieren durch Zuwanderung junger Menschen mittlerweile mehr und mehr Mittelstädte, die bisher eher geschmäht worden sind. Diese Ausweichstädte liegen entweder im weiteren Umland der Schwarmstädte oder entlang von Verkehrsachsen. Und sogar einige ländliche Kreise erleben jetzt eine zarte Zuwanderung von Familien oder zumindest weniger Abwanderung junger Menschen.

Für eine Verschnaufpause könnte die im Lockdown eher abrupt ausgebliebene Zuwanderung aus dem Ausland sprechen. Vielleicht erholt sich auch die innerdeutsche Binnenwanderung, wenn Unis wieder das Live-Studium aufnehmen und Bürobeschäftigte aus dem Homeoffice zurückkehren. Aber ob und in welchem Ausmaß das passiert, ist unsicher. Vielleicht werden Investoren, Stadtplaner und nicht zuletzt die Kämmerer schon bald bedauern, dass sie Familien mit teuren und zu kleinen Neubauwohnungen aus den Städten verjagt haben.

Einstweilen steigen die Eigenheim-Preise im Umland erheblich schneller als in den Städten und im Neubau sogar kräftiger als für Eigentumswohnungen. Mieter bleiben dagegen verschont: Der Mietanstieg hinkt nicht nur weit hinter den Kaufpreisen zurück, sondern liegt auch im zweiten Quartal in Folge klar unterhalb der Inflationsrate.

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