Steuer Verkehrssteuer LKW Autobahn(Copyright:istock.com/Dmytro Varavin)

Savills: European Real Estate Logistics Census 2025

Potenzial für eine erhöhte Nachfrage in einem sich schnell entwickelnden Markt

Trotz herausfordernder Betriebsbedingungen deutet eine verbesserte Stimmung am Markt darauf hin, dass die Nachfrage nach Logistikimmobilien bis 2025 und darüber hinaus steigen könnte.

Die Mieter sehen eine Vielzahl geschäftlicher Herausforderungen, u. a.  die strengeren ESG-Vorschriften sowie steigende Energieanforderungen.

Reshoring als mehrjähriger Markttreiber: 45 % der Befragten sehen darin eine potenziell marktverändernde Entwicklung.

Die Nachfrage nach Logistikimmobilien in Europa wird voraussichtlich bis 2025 und darüber hinaus erheblich zunehmen. Dies ist ein zentrales Ergebnis des vierten „European Real Estate Logistics Census“, der im Sommer 2024 von dem Supply Chain-Beratungsunternehmen Analytiqa im Auftrag von Tritax EuroBox plc, einem Investor in europäische Logistikimmobilien, und dem internationalen Immobilienberater Savills durchgeführt wurde. Dafür wurden insgesamt 642 Nutzer, Investoren, Entwickler, Grundstückseigentümer, Asset Manager, Berater und Makler aus dem gesamten europäischen Markt befragt.

Phil Redding, CEO von Tritax EuroBox plc, kommentiert: „Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen, dass sich die Stimmung der Mieter auf dem Logistikimmobilienmarkt trotz der herausfordernden Betriebsbedingungen verbessert und die Nachfrage nach Logistikimmobilien bis 2025 und darüber hinaus weiter zunehmen könnte. Da Nutzer vor einer Reihe potenziell marktverändernder und betrieblicher Herausforderung stehen, spielen moderne, gut gelegene und hochwertige Immobilien eine entscheidende Rolle bei der Erfüllung dieser operativen Ziele in einem sich schnell entwickelnden Markt. Die Erfüllung von ESG-Vorschriften, die Sicherstellung der Energieversorgung sowie der Trend zum Re- und Nearshoring sind dabei zentrale Themen.“

Kevin Mofid, Leiter der EMEA-Logistikforschung bei Savills, fügt hinzu:

„In den letzten vier Jahren hat sich der „European Real Estate Logistics Census“ zu einem Gradmesser für den europäischen Logistikimmobilienmarkt entwickelt. In diesem Jahr haben sich so viele Teilnehmer wie nie zuvor an der Befragung beteiligt – umso erfreulicher ist es, dass 53 % der Nutzer erwarten, in den nächsten drei Jahren mehr Fläche zu beanspruchen. Da die Nachfrage im zweiten Quartal 2024 um 20 % gestiegen ist, könnte man argumentieren, dass dieser Trend bereits begonnen hat. Unsere jüngsten Umfrageergebnisse zeigen jedoch deutlich, wie unterschiedlich die Prioritäten der Nutzer in Europa sind, was eine Herausforderung für Entwickler und Investoren darstellt. Es ist jedoch klar, dass die Verfügbarkeit von Strom, Automatisierung und die Erfüllung von Nachhaltigkeitsanforderungen die treibenden Kräfte auf dem Markt bis 2025 und darüber hinaus sein werden.“

Zentrale Erkenntnisse:

Herausfordernde Betriebsbedingungen, aber die Nachfrage nach Logistikimmobilien wird voraussichtlich steigen

Während 51 % der Mieter glauben, dass die Geschäftsbedingungen günstiger sind als vor einem Jahr (im Vergleich zu 42 % im Jahr 2023 und 35 % im Jahr 2022), haben 69 % ihre allgemeinen Expansionspläne aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen zurückgestellt oder verschoben. Entscheidend ist jedoch, dass von den 69 % nur 6 % ihre Pläne auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt haben – 32 % wollen um 1 bis 2 Jahre verschieben, 24 % um 2 bis 5 Jahre.

Aufgrund der entscheidenden Rolle der Logistik in der Lieferkette, deuten die Umfrageergebnisse darauf hin, dass der Bedarf an neuen Logistikflächen voraussichtlich im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2024 sowie im Jahr 2025 und darüber hinaus zunehmen wird. 29 % der befragten Nutzer erwarten, in den nächsten 12 Monaten mehr Fläche zu beanspruchen, während 70 % planen, ihre derzeitigen Flächen zu halten. 53 % der Mieter gehen davon aus, in den nächsten 1 bis 3 Jahren mehr Fläche in Anspruch zu nehmen (+15 Prozentpunkte).

Expansionspläne konzentrieren sich auf westeuropäische Kernmärkte; Deutschland und Frankreich bleiben bevorzugte Zielmärkte

Nutzer, die in den nächsten 1 bis 3 Jahren expandieren möchten, konzentrieren ihre Pläne auf die westeuropäischen Kernmärkte. 26 % der Nutzer nannten dabei Deutschland als bevorzugten Zielmarkt, gefolgt von Frankreich mit 24 %.

Sowohl die Tschechische Republik als auch Polen wurde von 10 % bzw. 5 % der Nutzer mit Expansionsplänen als Zielmarkt genannt, was möglicherweise ein Hinweis auf das Interesse an Re-/Nearshoring sein könnte.

Von denjenigen Nutzern, die in den nächsten drei Jahren nach neuen Lagerflächen suchen, erwarten 58 %, dass sie Gebäude mit einer Nutzfläche zwischen 10.000 und 39.999 m² nutzen werden. Einzelhändler werden dabei voraussichtlich anders als produzierende Unternehmen oder Fulfillment-Dienstleister (3PLs) werden Einzelhändler dabei voraussichtlich eine Nachfrage nach sehr großen Lagerhallen (über 40.000 Quadratmeter) oder kleineren urbanen Einheiten (unter 5.000 Quadratmeter) generieren, was die anhaltende Bedeutung des Omnichannel-Modells widerspiegelt.

Schnelllebiger, unsicherer Markt führt zu einer vielfältigen Mischung geschäftlicher Prioritäten – ESG und Energieeffizienz im Fokus

Auf die Frage, welche Faktoren ihre Logistikimmobilien grundlegend verändern könnten, bewertete mehr als die Hälfte der Befragten Kategorien wie ESG-Ziele/Vorschriften, Energieanforderungen, Robotik, Automatisierung und KI/Technologie sowie die Revolution im Transportwesen als wichtig oder sehr wichtig.

Am häufigsten wurde dabei „strengere ESG-Ziele/Vorschriften“ (von 69 % der Nutzer) genannt, was auf Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen EU-Vorschriften hinweisen könnte. Bei den Fulfillment-Dienstleistern (3PLs) steigt dieser Wert sogar auf 82 %, da sie sich bei Vertragsverhandlungen einem zunehmenden Druck seitens der Kunden ausgesetzt sehen, höhere ESG-Standards zu erfüllen.

Zu den am häufigsten von den Nutzern umgesetzten ESG- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen der letzten zwölf Monate zählen konkrete und messbare Aktionen wie Energieeffizienz- und Verbrauchsreduktionsmaßnahmen (44 %), Abfallreduzierung und Recycling (36 %) sowie erneuerbare Energien (28 %). Erneuerbare Energien, die 2023 noch oberste Priorität hatten, sind in diesem Jahr auf den dritten Platz gerückt, was wahrscheinlich auf sinkende Energiekosten zurückzuführen ist.

Technologischer Fortschritt verstärkt die Sorge um die Energieversorgung

68 % der Nutzer halten steigende Energieanforderungen für wichtig oder sehr wichtig für ihre zukünftigen Betriebsabläufe. Die Unternehmen sind sich zunehmend bewusst, dass sie eine ausreichende Energieversorgung sicherstellen müssen – insbesondere angesichts aktueller geopolitischer Ereignisse, der bestehenden Infrastruktur und der Einführung energieintensiver Technologien wie Automatisierung und Künstlicher Intelligenz (KI).

In den letzten 12 Monaten haben 37 % der Nutzer in Lagerroboter und Automatisierung investiert, 33 % in prädiktive Analysen und Optimierungstools und 28 % in Elektrofahrzeuge (EVs) – alles Technologien, die einen höheren Energieverbrauch erfordern.

Der Trend zu mehr Lagerrobotern und Automatisierung wird weiter anhalten, und 43 % der Unternehmen planen, in den nächsten zwei Jahren in diesen Bereich zu investieren.

Aus immobilienwirtschaftlicher Perspektive wird dies voraussichtlich zu einer verstärkten Nachfrage nach modernen, hochwertigen Gebäuden führen, die über die nötigen Spezifikationen und eine ausreichende Energieverfügbarkeit verfügen, um solche technologiebasierten Betriebsabläufe zu unterstützen.

Elektrifizierung von Flotten von Interesse, aber praktische Herausforderungen bleiben bestehen

29 % der Nutzer planen, die Nutzung von CO₂-intensivem Transportmitteln in den nächsten drei Jahren zu reduzieren (die am häufigsten genannte Priorität bei der Weiterentwicklung der Lieferketten in den kommenden drei Jahren). Allerdings sind viele unsicher, wo sie investieren sollten: In den letzten 12 Monaten haben 23 % Fortschritte bei der Installation von Ladestationen für Elektrofahrzeuge im Privatgebrauch gemacht, aber nur 13 % haben Ladestationen für elektrische Schwer- und Leichtlastfahrzeuge (HGV/LGV) eingerichtet.

Dies spiegelt die Unsicherheit über die Vielzahl an Faktoren wider, die den Transport betreffen, wie z. B. verfügbare Kraftstofflösungen, die zukünftige Kapazität der Stromnetze, die lokale Verfügbarkeit von Strom und die Frage, ob private Ladestationen langfristig die beste Lösung für Logistikflotten sind.

Re-/Nearshoring im Aufwind

25 % der Nutzer gaben an, in den letzten drei Jahren ihre Lieferketten verkürzt zu haben (Reshoring), um das Risiko von Unterbrechungen zu minimieren.

Die Diversifizierung der Lieferantenbasis sowie die Flexibilisierung bzw. Diversifizierung der Routen bleiben wichtige Themen: 27 % bzw. 17 % der Befragten planen, dies in den nächsten drei Jahren umzusetzen.

Reshoring wird voraussichtlich über mehrere Jahre ein wichtiger Markttreiber sein: 45 % der Befragten sehen darin eine potenziell marktverändernde Entwicklung für ihre Logistikimmobilien.

Mitarbeiterwohlbefinden im Fokus

74 % der Nutzer gaben an, dass das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter eine Rolle in ihrer Immobilienstrategie spielt.

Von diesen bewerteten 20-30 % die Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel, öffentlicher Räume und Tageslicht als die wichtigsten Maßnahmen für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Wenig überraschend sind Kantinen (60 %), Duschen und Schließfächer (43 %) nach wie vor die beliebtesten Aspekte.

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