Die Ergebnisse des Global Construction Monitor (GCM) der RICS für das zweite Quartal 2021 zeigen, dass die anhaltende Erholung des Baugewerbes weiter an Fahrt gewonnen hat. Dabei verzeichnen die Bereiche Infrastruktur und privater Wohnungsbau weltweit den stärksten Aufschwung. Aber auch die gewerbliche Bautätigkeit stellt erstmals seit Beginn der Erhebung im letzten Jahr eine leichte Belebung fest.
Steigende Materialkosten werden von 83 Prozent der Befragten zunehmend als ein Faktor benannt, der die Bautätigkeit hemmt. Die Prognosen für das kommende Jahr deuten darauf hin, dass sich dieser Druck verstärken könnte.
Wachstum der Bautätigkeit gewinnt weiter an Fahrt
Der Bautätigkeitsindex* (CAI) stieg im zweiten Quartal weltweit auf +25, gegenüber einem Wert von +14 im ersten Quartal. Dies bedeutet eine deutliche Trendwende gegenüber dem Tiefstand von -24 im zweiten Quartal des vergangenen Jahres. Dabei bewegen sich die Regionen Europa (+34), Nord- und Südamerika (+29) und Asien Pazifik (+21) in einem stark expansiven Bereich, während das Wachstum im Mittleren Osten und Afrika (+8) etwas flacher ausfällt. Auf Länderebene sind die CAI-Werte aktuell am höchsten in Portugal, den Niederlanden, Saudi-Arabien und den USA.
Deutschland ordnet sich bei dem weltweiten Ranking im ersten Drittel ein und verzeichnet einen Wert von +37.
Aussichten für Infrastruktur und privaten Wohnungsbau sind optimistisch
Weltweit stiegen die Zwölfmonatserwartungen im Vergleich zum ersten Quartal in allen Bereichen. Bei der Befragung, ob die Bautätigkeit im Bereich Infrastruktur im kommenden Jahr weiter ansteigen wird, ergab sich ein Nettosaldo von +57 Prozent gegenüber einem Wert von +49 Prozent im Quartal zuvor. Darüber hinaus liegen die aktuellen Nettosalden für den privaten Wohnungsbau und den Gewerbebau bei +46 Prozent bzw. +34 Prozent, nachdem sie im Vorquartal bei +40 Prozent und +19 Prozent lagen. Dabei weist der gewerbliche Sektor in Nord- und Südamerika deutlich höhere Zwölfmonatserwartungen auf als anderswo. Parallel dazu verzeichnet der private Wohnungsbau in Europa robuste Erwartungen mit einem Saldo von +60 Prozent der Befragten.
Die Umfrageteilnehmer gaben auch einen positiveren Ausblick für das Beschäftigungsniveau in der gesamten Bauwirtschaft im Vergleich zu Q1. So erwarten 27 Prozent der Befragten einen Anstieg der Beschäftigten im kommenden Jahr, gegenüber +18 Prozent im letzten Quartal. Dies stellt zudem eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2020 dar, als ein Rückgang der Gesamtbeschäftigung im Baugewerbe in der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Länder erwartet wurde.
Steigende Materialkosten zunehmend besorgniserregend
Obwohl sich die allgemeine Stimmung im zweiten Quartal in eine positive Richtung bewegt, wird ein Hemmnis deutlich. Die Materialkosten wurden von 83 Prozent der Befragten weltweit als ein Faktor benannt, der die Bautätigkeit behindert. Im Vorquartal lag der Anteil noch bei 66 Prozent. Zudem gehen die Umfrageteilnehmer bei der Zwölfmonatsprognose von einem Anstieg der Materialkosten aus (8 Prozent gegenüber 6 Prozent im Vorquartal). So dürfte der Druck weiter zunehmen, da Engpässe in der Lieferkette bei gleichzeitig starker Nachfrage die Kosten weiter in die Höhe treiben werden. Gleichzeitig geben weltweit fast zwei Drittel der Befragten an, dass finanzielle Zwänge sowie Engpässe bei Materialien, Arbeitskräften und Qualifikationen Hemmnisse für die Marktaktivität im zweiten Quartal sind.
Europa: Erwartungen für Bautätigkeit im privaten Wohnungsbau und in der Infrastruktur steigen weiter
Die Ergebnisse des GCM für das zweite Quartal in ganz Europa zeigen, dass die Bautätigkeit weiterhin einen Gang höher schaltet. So wurde erstmals ein positives Wachstum in allen Sektoren verzeichnet, seit die Umfrage im letzten Jahr um Europa erweitert wurde. Außerdem haben sich die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate im Laufe des Quartals weiter in den expansiven Bereich verschoben, angeführt von robusten Prognosen für den privaten Wohnungsbau und Infrastruktursektor.
Kostendruck schränkt Ausweitung der Gewinnspanne ein
Obwohl sich die Stimmung bezüglich der Gewinnmargen im Laufe des Quartals verbessert, da das Nettosaldo von -10 auf +7 Prozent gestiegen ist, sind die Erwartungen nur geringfügig positiv. Der Druck auf die Materialkosten beeinträchtigt den Ausblick: 78 Prozent der Befragten in Europa geben an, dass dies ein Problem ist, das die Bautätigkeit einschränkt. In Deutschland gaben sogar 91 Prozent der Befragten an, dass steigende Materialkosten die Bautätigkeit einschränken. So werden die Prognosen für die Materialkosteninflation im zweiten Quartal nach oben korrigiert und steigen von zuvor 5 auf 8 Prozent. Hier liegt der Wert für Deutschland bei 9,33 Prozent (Q1: 4,70 Prozent). Der Kostendruck stellt somit einen zunehmenden Gegenwind für die Bauwirtschaft dar, der die Dynamik im weiteren Verlauf dämpfen könnte.
*Der Global Construction Activity Index ist ein gewichteter, zusammengesetzter Wert, der Variablen zur aktuellen und erwarteten Marktaktivität sowie den Druck auf die Gewinnspannen abbildet.