Report: Mieten für Studierende steigen

Für viele Gesellschaftsgruppen ist 2022 ein besonders herausforderndes Jahr und auch für Studierende haben sich die Rahmenbedingungen nicht verbessert – im Gegenteil: Der Mix aus Inflation mit steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten, nur langsam wachsenden Einkommen und insgesamt wieder deutlich anziehenden Mieten an den Hochschulstandorten stellt sie vor große Probleme. Dies ist das zentrale Ergebnis des diesjährigen MLP-Studentenwohnreports.

Über alle 38 untersuchten Standorte hinweg sind die Mieten qualitäts- und lagebereinigt um 5,9 Prozent gestiegen, WG-Zimmer verteuerten sich sogar um 9,4 Prozent. Viele Vermieter scheinen die gestiegenen Verbraucherpreise in die Mietforderungen einzubeziehen. Hierfür spricht vor allem, dass sich die Anstiege auf das erste Halbjahr 2022 konzentrieren. Aufgrund der nach wie vor großen Angebotsknappheit in den Großstädten sowie der Verlagerung der Nachfrage auf preisgünstige Wohnungen lassen sich diese Steigerungen auch durchsetzen.

Besonders stark sind die Mieten in Berlin mit 18,5 Prozent gestiegen, doch auch in Greifswald, Rostock, Leipzig, Heidelberg, Kiel und Bremen gab es zweistellige Zuwachsraten. Nur moderat sind die Mieten dagegen in Freiburg, Darmstadt und Frankfurt gestiegen (um die 3 Prozent).

München bleibt weiterhin der teuerste Studienstandort, hier kostet die studentische Musterwohnung 787 Euro, knapp vor Stuttgart mit 786 Euro und Berlin mit 718 Euro. Deutlich günstiger sind dagegen Dresden, Leipzig, Magdeburg und Chemnitz mit Monatsmieten unter 400 Euro. Bei den Kosten für ein Muster-WG-Zimmer liegt die Spannbreite zwischen 545 Euro in München und 186 Euro in Chemnitz.

Die Studierendenzahl bleibt mit etwa 2,9 Millionen auf hohem Gesamtniveau nahezu unverändert, wobei sich in der Entwicklung große regionale Unterschiede zeigen. Mit Blick auf den Wohnungsmarkt und die Relation von Studierenden zu Wohnangeboten ist die Entwicklung zweideutig: Einerseits steigt in vielen Städten das Wohnangebot im Verhältnis zu den Studierenden, anderseits reduziert sich vielerorts das WG-Angebot deutlich – vermutlich weil diese größeren Wohnungen verstärkt an andere Gruppen vermietet werden. Ohnehin ist davon auszugehen, dass aufgrund der höheren Wohnnebenkosten und der Reallohnverluste die Konkurrenz um kleine Wohnungen noch zunimmt.

Generell unterliegt die Inflationsrate von Studierenden einem ähnlichen Trend wie die des durchschnittlichen Haushalts. Allerdings zeigt sich, dass mangels finanzieller Rucklagen Studierende von den aktuellen Preissteigerungen starker belastet sind, da sie den Großteil ihres Einkommens konsumieren und nicht oder nur unwesentlich in der Lage sind, ihre Sparquoten zu reduzieren. Zudem profitieren sie im geringen Mase von temporaren Entlastungsmaßnahmen wie der Einführung des 9-Euro-Tickets im Juni 2022 oder dem Tankrabatt. Die Anhebung des BAföG-Satzes ist ein richtiger Schritt, bleibt jedoch hinter der erwarteten Inflation zurück. Zudem erhalten weniger als 20 Prozent der Studierenden BAföG. Vor diesem Hintergrund wiegen die weiter stark steigenden Mietpreise umso schwerer.

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