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Personalnot in den Verwaltungen nimmt zu

Nach Mitteilung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes droht Deutschland eine anhaltende Personalnot, die auch die Kommunen hart tref­fen wird. Bis zum Jahr 2035 wird Deutschland durch den demografischen Wandel rund sieben Millionen Arbeitskräfte und damit ein Siebtel des Arbeitsmarktes verlieren. In den nächsten zehn Jahren scheiden mehr als 500.000 Beschäftigte im öffentli­chen Dienst der Kommunen aus, das entspricht etwa 30 Prozent des gesamten Per­sonals.

Viele Menschen erwarten, dass Städte und Gemeinden immer mehr Leis­tungen für die Menschen erbringen sollen. Gleichzeitig haben wir aber immer we­niger Personal. Wir müssen daher dringend gegensteuern und gleichzeitig die Po­tenziale der Digitalisierung besser nutzen“, forderten der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Erster Bürgermeister Dr. Uwe Brandl, und Hauptge­schäftsführer Dr. Gerd Landsberg heute in Berlin.

Für die Kommunen, aber auch Deutschland insgesamt, sei es höchste Zeit, sich dieser Herausforderung ernsthaft anzunehmen. „Erfolgreiche Politik beginnt mit der scho­nungslosen Betrachtung der Wirklichkeit. Wir müssen jetzt gegensteuern, mit einem attraktiven öffentlichen Dienst, einer Erhöhung der Erwerbsquote, konsequenter Qua­lifizierung von Erwerbslosen und der Zuwanderung von Fachkräften. Auch eine län­gere Arbeitszeit und eine größere Vielfalt bei Arbeitszeitmodellen können einen Bei­trag leisten“, so Brandl und Landsberg. Es sei aber auch klar, dass diese Anstrengungen das Problem etwas entschärfen, aber nicht vollständig lösen können.

Eine bisher noch zu wenig genutzte Chance für eine effektivere Verwaltung liege in der Digitalisierung. Häufig vorkommende Verwaltungsvorgänge, wie etwa An- und Abmeldungen von Personen, Anwohnerparkausweise, Sondernutzungsgenehmigun­gen (zum Beispiel bei Baustellen) könnten weitgehend komplett digital abgebildet werden, wenn die entsprechenden Lösungen dafür vorhanden wären. „Die Menschen erwarten von den Verwaltungen einen ähnlichen Service, wie sie ihn von privaten Be­stellungen im Netz kennen: Heute bestellt, morgen geliefert. Das müssen auch die Verwaltungen in der Zukunft leisten“, so Brandl und Landsberg.

Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es deutlich mehr Tempo bei der Digitalisierung. „Wir brauchen wirklich durchgehend digitale Prozesse, nur damit schaffen wir auch Entlastung in den Verwaltungen“, forderten Brandl und Landsberg. „Wir brauchen eine funktionierende digitale Identität, digitaltaugliche Register sowie klare und ver­bindliche Schnittstellen und Standards. Das setzt allerdings voraus, dass wir von Bund und Ländern mehr Hilfe für die Kommunen für den digitalen Umbau bekommen.“

Von entscheidender Bedeutung sei es, die Automatisierung und den Einsatz künstli­cher Intelligenz in den Verwaltungen auf den Weg zu bringen. „Damit können viele Vorgänge, auch durchaus komplizierte wie etwa Baubescheide oder andere Bewilli­gungen, schnell und effektiv umgesetzt werden. Das hilft den Bürgerinnen und Bür­gern sowie den Unternehmen und entlastet die Verwaltungen“, so Brandl und Lands­berg.

Das Prinzip muss lauten: Deutschland modernisieren, digitalisieren und sozial gestal­ten. Nur dann werden wir zukunftssicher aufgestellt sein.“ Dazu gehöre unverzichtbar ein konsequenter Bürokratieabbau. Die Kommunen könnten nicht immer mehr Leis­tungen erbringen und zusätzlich von Bund und Ländern formulierten Bürokratiean­forderungen gerecht werden. „Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Vorschrif­ten. Die Gesetzgeber in Bund und Ländern müssen viel genauer auf die Vollzugserfor­dernisse der Gesetze achten. Die Tendenz, am besten so zu formulieren, dass jeder Einzelfall möglichst gerecht abgebildet wird, ist Treiber von Regelungsdickichten, die oftmals kaum umsetzbar sind“, so Brandl und Landsberg abschließend.

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