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Neuer Baukulturbericht 2020/21: Der Finger in der Wunde

Es sind Straßen, Wege und Plätze, es sind Parks und andere Grünanlagen, es sind Übergänge, Durchgänge, Unterführungen, aber auch öffentlich zugängliche Innenräume: Öffentliche Räume.

Die Bundesstiftung Baukultur thematisiert in ihrem neuen Baukulturbericht 2020/21 „Öffentliche Räume“, der stets auch im Bundeskabinett behandelt und an Bundestag und Bundesrat weitergeleitet wird, Bedingungen und Herausforderungen für lebendige und vielfältige öffentliche Räume und formuliert Handlungsempfehlungen, die sich an Politik, Planende, Bauschaffende, Nutzende und Kommunen richten.

Gute Beispiele aus ganz Deutschland

Angesichts des klimatischen und demografischen Wandels sowie neuer Mobilitätsformen geht es um die Frage, wie öffentliche Räume bedarfs-, zukunfts- und menschengerecht neu- oder umgestaltet werden können.

Der Bericht liefert aufschlussreiche Ergebnisse aus Bevölkerungs-, Kommunal- und IHK-Umfragen und zeigt gute Beispiele aus der ganzen Republik – sei es die Rheinufertreppe Rheinboulevard in Köln, die eine längst überfällige Zugänglichkeit zum Rheinufer mit imposantem Blick auf den Kölner Dom ermöglicht; sei es der Rückbau der in Nachkriegsjahren rücksichtlos in den historischen Stadtgrundriss Ulms geplanten, vier- bis sechsspurigen Neuen Straße, der Platz für neue Freiraumqualitäten und innerstädtischer Bebauungsmöglichkeiten schafft oder der Bau der neuen Kienlesbergbrücke ebenfalls in Ulm, die mit der Überquerung mehrerer bestehender Bahngleise am Ulmer Hauptbahnhof nicht nur eine ingenieurtechnische Meisterleistung darstellt, sondern auch neue Wegebeziehungen für Straßenbahnen, Fußgänger und Radfahrer mit hoher Aufenthaltsqualität schafft.

Unterschätztes Thema: Öffentliche Räume

Mit dem aktuellen Baukulturbericht greift die Bundesstiftung dankenswerterweise ein oft unterschätztes Thema auf, das maßgeblich unsere Lebensqualität in Dörfern, Städten oder großen Metropolen bestimmt. Öffentliche Räume sollen uns Erholung, Zeitvertreib, Bewegungs- und Begegnungsmöglichkeiten sowie Komfort verschaffen und Sicherheit vermitteln. Sie sind Ausdruck des Selbstverständnisses unserer Städte und bedürfen als Gemeinschaftsgut einer höheren Wertschätzung und gestalterischen Priorität.

Viel häufiger gehören sie in eine breite, öffentliche Diskussion. In der Corona-Zeit zeigt sich besonders, wie wichtig gut gestaltete Freiflächen als Lebensräume und frei zugängliche Ausweichorte vor der eigenen Haustür sind.

Es sollte aber nicht immer die alleinige Verantwortung für öffentliche Räume bei der öffentlichen Hand gesehen werden. Was Erhalt, Nutzungsverhalten und Sauberkeit angeht ist auch die Allgemeinheit in der Pflicht. Hier ist jeder Einzelne gefragt, denn unwahrscheinlich, dass private Eigentümer ihre eigenen Hauswände mit Graffiti beschmieren, eigene Lampen zertrümmern oder Müll in ihrem eigenen Garten hinterlassen. Die Frage ist vornehmlich nicht, was sie uns kosten, sondern was uns öffentliche Räume wert sind.

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