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Konjunktur: Produktion stabil, Handel und Dienstleistungen erholen sich

Nach einem durchwachsenen 1. Quartal 2021 sind im April, Mai und Juni erste Zeichen der Erholung im Einzelhandel, Gastgewerbe und Tourismus sowie eine Stabilisierung in der Produktion erkennbar. Allerdings bremsen Lieferengpässe vor allem im Bauhauptgewerbe, Maschinenbau und im Verarbeitenden Gewerbe die Produktion und dämpfen die Erwartungen.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ließen die Lockerungen der Corona-Maßnahmen die Umsatzzahlen in Einzelhandel und Tourismus im Mai kräftig steigen. Sie liegen aber nach wie vor deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Die gefürchtete Insolvenzwelle aufgrund der Pandemie blieb allerdings bislang aus.

Auftragseingänge im Mai 2021 seit acht Monaten über dem Vorkrisenniveau – Produktion 5,0 % darunter

Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind bis April 2021 kontinuierlich angestiegen und sanken im Mai real, kalender- und saisonbereinigt um 3,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Ihr Niveau ist aber weiterhin hoch und liegt seit Oktober 2020 über dem Vorkrisenniveau – im Mai noch um 6,2 Prozent. Die Produktion ist seit dem starken Jahresende 2020 wieder leicht gesunken und liegt nun 5,0 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von Februar 2020. Hier war zum einen eine gewisse Stagnation nach den Vorzieheffekten der Mehrwertsteuersenkung bis Ende 2020 zu erwarten, zum anderen beeinträchtigen Lieferengpässe bei Vorprodukten in verschiedenen Branchen die Produktion. Zu nennen ist hier insbesondere die Automobilindustrie, die durch die Materialknappheit bei Halbleitern ausgebremst wird. Ihre Produktion sank im Mai 2021 um -7,2 Prozent gegenüber dem Vormonat und lag 27,9 Prozent unter dem Vorkrisenniveau, nachdem sie sich bis Jahresende 2020 noch im Aufwärtstrend befunden hatte.  

Lkw-Maut-Fahrleistungsindex steigt im Juni 2021 wieder

Neben dem Auftragseingangsindex gilt auch der mit dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) und der Bundesbank errechnete Lkw-Maut-Fahrleistungsindex als früher Indikator für die Industrieproduktion. Der Index hatte im Dezember 2020 den höchsten Wert seit Einführung der Lkw-Maut im Jahr 2005 erreicht. Nach einem Abwärtstrend seit Anfang des Jahres 2021 ist er jetzt im Juni wieder leicht angestiegen. 

Stationärer Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln profitiert von ersten Lockerungen, ist aber noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt 

Der Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln, der seit Beginn der Corona-Krise von den Einschränkungen stark betroffen ist, konnte sich im Mai 2021 real, kalender- und saisonbereinigt um 6,7 Prozent gegenüber dem Vormonat steigern. Hierbei verzeichnete der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren ein Plus von 72,1 Prozent, der Handel mit Waren verschiedener Art (zum Beispiel Waren- und Kaufhäuser) von 15,3 Prozent. Beide Bereiche lagen aber noch um 37,6 % beziehungsweise 19,6 % unter dem Vorkrisenniveau.

Der Internet- und Versandhandel zeigt sich währenddessen vom wieder aufkeimenden Wachstum des stationären Handels unbeeinflusst. Im März 2021 hatte der Versand- und Internethandel einen Umsatzrekord erzielt, von dem er – nach einem kurzen Rückgang im April – auch im Mai nicht weit entfernt lag. 

Lockerungen ermöglichen erste Erholung in Tourismus und Gastgewerbe

Die Lockerungen für Beherbergungen haben im Mai 2021 erwartungsgemäß zu einem deutlichen Plus bei den Übernachtungszahlen gegenüber dem Vormonat geführt. Im Mai 2021 zählten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 14,3 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Das waren zwar 29,4 Prozent mehr Übernachtungen als im von der Corona-Krise stark beeinträchtigten Mai 2020, aber nur etwa ein Drittel der Übernachtungen vom Mai des Vorkrisenjahres 2019 (-67,8 Prozent).

Auch bei Restaurants und Gaststätten hellt sich seit Mai die Stimmung auf. Laut einer Onlineplattform für Tischreservierungen zeigt sich ein steiler Anstieg ab dem Zeitpunkt der Öffnungen Mitte Mai. Im Juni 2021 liegen die Online-Reservierungen sogar durchschnittlich 6 Prozent über dem Niveau des letzten Corona-unbeeinflussten Juni 2019.  

Weniger Insolvenzen in der Pandemie als erwartet

Die von einigen erwartete Insolvenzwelle durch die Corona-Krise ist bislang ausgeblieben. Auch als Effekt staatlicher Unterstützungen und des Aussetzens der Insolvenzantragspflicht setzte sich der langjährige Trend sinkender Insolvenzzahlen sogar verstärkt fort. Im April 2021 lag die Zahl der angemeldeten Unternehmensinsolvenzen 9 Prozent unter dem Vorjahreswert und sogar 21 Prozent unter dem Wert für April 2019. Die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der Amtsgerichte in Deutschland erlauben außerdem einen ersten Blick in die Zeit nach April 2021. Die Zahl der Regelinsolvenzen nahm im Juni 2021 im Vergleich zum Juni 2020 um 1 Prozent ab. Im Vergleich zum Mai 2021 sank sie um gut 2 Prozent. Seit Anfang Mai 2021 gilt die Insolvenzantragspflicht wieder vollumfänglich. Die entsprechenden Auswirkungen dürften sich aber unter anderem aufgrund der Bearbeitungszeiten der Gerichte erst in späteren Berichtsmonaten zeigen.

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