
Stimmung sinkt im Mittelstand, steigt jedoch bei Großunternehmen:
– Mittelständisches Geschäftsklima gibt den fünften Monat in Folge nach
– Erwartungen fallen auf niedrigsten Stand seit Februar, Lageurteile aber leicht verbessert
– Dagegen kräftige Stimmungsaufhellung in den Großunternehmen
– Hoffnung auf Konjunkturerholung im kommenden Jahr
Mittelständisches Geschäftsklima fällt moderat
Die Stimmung im deutschen Mittelstand verschlechtert sich im Oktober bereits zum fünften Mal in Folge. Allerdings sinkt das Geschäftsklima diesmal nur um sehr moderate 0,5 Zähler auf jetzt minus 19,7 Punkte. Für die erneute Verschlechterung ist
zudem allein der nochmals etwas trübere Blick der Mittelständler in die nähere Zukunft verantwortlich:
– Die auf Sechsmonatssicht abgefragten Geschäftserwartungen fallen im Oktober um 1,3 Zähler schlechter aus als im September und liegen nun bei minus 20,0 Punkten, einem Achtmonatstief. Auch wenn der Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum zuletzt eher lose war, dürfte die Konjunktur über den Winter noch wenig Kraft entwickeln.
– Die Urteile der Mittelständler zu ihrer aktuellen Geschäftslage verbessern sich demgegenüber um 0,4 Zähler auf jetzt minus 19,7 Punkte. Aber auch dieses Indikatorniveau ist historisch gesehen sehr niedrig. Abgesehen vom Vormonat wurde es zuletzt im Sommer des Coronajahres 2020 unterschritten. Immerhin deutet sich inzwischen eine Bodenbildung bei den Lageurteilen an.
Bau und Großhandel besser gestimmt
Es gibt allerdings auch einige Lichtblicke. So steigt das Geschäftsklima entgegen dem allgemeinen Trend in der mittelständischen Wirtschaft sowohl im Großhandel (plus 1,4 Zähler auf minus 30,0 Punkte) als auch im Bau, bei letzterem allerdings nur gering (plus 0,3 Zähler auf minus 19,9 Punkte).
Demgegenüber notiert das Geschäftsklima im Einzelhandel im Oktober bei minus 13,4 Punkten und damit auf dem gleichen Stand wie im September. Dies könnte ein frühes Signal sein, dass die schon seit einiger Zeit deutlich steigende reale Kaufkraft der privaten Haushalte allmählich zu einer Bodenbildung im Einzelhandel führt. Eine moderate Stimmungsverschlechterung meldet demgegenüber der große Bereich der mittelständischen Dienstleister, die damit gleichwohl den ersten Platz in der Stimmungstabelle verteidigen (minus 0,4 Zähler auf minus 12,1 Punkte). Hingegen müssen die kleinen und mittleren Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes eine etwas größere Eintrübung hinnehmen: Ihr Geschäftsklima fällt auf den niedrigsten Stand seit vergangenen Februar (minus 2,1 Zähler auf minus 26,2 Punkte). Die schwache inländische Investitionstätigkeit und eine verhaltene Exportnachfrage belasten gerade die mittelständische Industrie weiterhin.
Viel positiver als die Mittelständler präsentieren sich hingegen
die Großunternehmen im Oktober. Deren Geschäftsklima verbessert sich um 5,6 Zähler auf minus 23,8 Punkte und damit um fast das Zweifache einer üblichen Vormonatsveränderung. Während die Geschäftserwartungen der Großunternehmen
nun im Niveau etwas weniger negativ ausfallen (plus 6,8 Zähler auf minus 16,1 Punkte), beurteilen sie ihre aktuellen Geschäfte trotz deutlicher Aufhellung noch immer viel schlechter als der Mittelstand (plus 4,4 Zähler auf minus 32,4 Punkte). In
der Unterteilung nach Wirtschaftsbereichen berichten lediglich die großen Bauunternehmen von einem schlechteren Geschäftsklima (minus 5,6 Zähler auf minus 12,7 Punkte), während die Stimmung im Großhandel etwas zulegt (plus 2,2 Zähler auf minus 30,5 Punkte). Dagegen zieht die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe (plus 4,6 Zähler auf minus 22,6 Punkte), bei den Dienstleistungen (plus 5,4 Zähler auf minus 21,8 Punkte) und im Einzelhandel (plus 7,1 Zähler auf minus 18,2 Punkte) ausgesprochen kräftig an.
Wachstum erst wieder 2025
Die deutsche Wirtschaft als Ganzes sendet im Oktober ein willkommenes Lebenszeichen, die bei geringfügiger Klimaeintrübung unter den kleinen und mittleren Unternehmen diesmal vor allem von den Großunternehmen ausgeht. Zwar ist das
aktuelle Jahr konjunkturell fast schon gelaufen, 2024 dürfte das BIP wie schon 2023 mehr oder weniger stagnieren. Aber für 2025 ist mit der spürbar steigenden Kaufkraft der privaten Haushalte und dem global begonnenen Zinssenkungszyklus
eine moderate und zunächst vor allem vom Konsum gestützte Erholung angelegt, die das Jahreswachstum dann wieder in positive Regionen führen dürfte. Sollte sich allerdings der Arbeitsmarkt unerwartet deutlich eintrüben oder sollten die US-Zölle auf importierte Industriegüter nach der dortigen Präsidentschaftswahl deutlich angehoben werden, könnte dies die Konjunkturerholung gefährden.