KfW fördert ganzheitliche Konzepte in Quartieren

Zur Vorbereitung von Investitionen unterstützt die KfW im Auftrag des Bundes Kommunen dabei, umfassende Konzepte zu erstellen, wie ganze Quartiere nachhaltig und klimafreundlich umgestaltet werden können. Wohnungsunternehmen sind wichtige Treiber in diesem Prozess.

Gebäude, die nur noch die Hälfte der bisherigen Energie benötigen, grüne Fernwärme aus Windenergie, Solaranlagen auf den Dächern, dazu der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Carsharing-Angebote und Leihstationen für Fahrräder – was in Potsdam-Drewitz heute Realität ist, gehört zu den besonders eindrucksvollen Beispielen eines ganzheitlichen Quartierskonzeptes, das weit über die energetische Sanierung einzelner Gebäude hinaus geht.

Aus der ehemals tristen Plattenbausiedlung Potsdam-Drewitz, eines der letzten Plattenbauprojekte der DDR, ist in den vergangenen Jahren ein ökologischer Vorzeige-Stadtteil geworden: eine emissionsarme Gartenstadt mit hoher Lebensqualität. Angestoßen hatte die Neugestaltung die kommunale Wohnungsbaugesellschaft ProPotsdam, der in Drewitz 1.600 Wohnungen gehören. Gefördert wurde der integrierte Quartiersansatzmit dem Programm „Energetische Stadtsanierung“, das die KfW im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) seit Ende 2011 umsetzt.

Förderansatz: vom Einzelgebäude zum Quartier

Potsdam-Drewitz, eines der ersten Pilotprojekte des KfW-Programms, wird inzwischen als innovatives Modellprojekt regelmäßig von deutschen und internationalen Delegationen besucht. „Drewitz“, so Kay Pöhler, KfW-Produktmanager des Förderprogramms „Energetische Stadtsanierung“, „ist ein Paradebeispiel dafür, was wir mit unserem Programm unterstützen wollen. Denn hier wurde – weit über die energetische Sanierung einzelner Gebäude hinaus – ein ganzheitlicher Ansatz wirklich umfassend umgesetzt.

Das heißt, hier wurden für ein ganzes Quartier unterschiedliche Maßnahmen zu Energie-Einsparungen, effizienter Wärmeversorgung, klimafreundlicher Mobilität und Aufwertung des Lebensraums nicht von einzelnen unterschiedlichen Akteuren jeweils gesondert, sondern miteinander vernetzt, also integriert, geplant und umgesetzt.“ 

Zuschuss von 65 Prozent der förderfähigen Kosten

Aus dem Programm „Energetische Stadtsanierung“ können Kommunen und kommunale Unternehmen gleich doppelt Zuschüsse beantragen: Einmal, um notwendige Investitionen für die energetische Umgestaltung von Quartieren zu planen und dazu ein ganzheitliches Konzept zu erstellen oder erstellen zu lassen.

Zum anderen, um ein begleitendes Sanierungsmanagement zu ermöglichen, das die Umsetzung des Konzepts koordiniert. Die beiden Förderungen können auch separat beantragt werden. In beiden Fällen gewährt die KfW nachträglich jeweils einen Zuschuss in Höhe von 65 Prozent der hierfür anfallenden Personal- und Sachkosten. Für das Sanierungsmanagement liegt der maximale Zuschussbetrag bei 250.000 Euro für eine Laufzeit bis fünf Jahre.

Der niederschwellige Zugang, die Offenheit und Flexibilität des Programms lassen dabei bewusst viele Freiheiten. So können die Kommunen eigenständig die vor Ort passenden Ansätze wählen und ihre Konzepte auf die unterschiedlichen Bedarfe und Gegebenheiten des jeweiligen Quartiers passgenau zuschneiden. Bis Mitte 2019 hat die KfW so insgesamt rund 1.000 Projekte mit rund 80 Millionen Euro gefördert.

Quartiere als innovative Vorreiter für die Energiewende

Hintergrund des Programms „Energetische Stadtsanierung“ von BMI und KfW ist die von der Bundesregierung angestrebte Energiewende: intensivere Nutzung erneuerbarer Energien sowie Reduktion des Energieverbrauchs durch mehr Energieeffizienz. Um dieses Ziel erreichen zu können, rücken vor allem die Kommunen und hier der energetische Umbau von Quartieren stärker in den Fokus.

Denn rund 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs und etwa ein Drittel aller CO2-Emissionen entfallen auf Gebäude. Hier soll daher die Sanierungsrate verdoppelt und schon bis zum nächsten Jahr der Wärmebedarf um 20 Prozent bzw. bis 2050 der gesamte Energiebedarf um 80 Prozent reduziert werden. In abgegrenzten Quartieren lassen sich zudem innovative Ansätze und Modelle erproben, die später auf größere Zusammenhänge übertragen werden können.

Wohnungsunternehmen wichtige Treiber

Dabei sind Wohnungsunternehmen und Wohnungsbaugesellschaften wichtige Treiber der Entwicklung. Zwar fördert das KfW-Programm direkt nur Kommunen, aber diese können die Zuschüsse auch an privatwirtschaftliche oder gemeinnützige Akteure weiterreichen: zum Beispiel an Stadtwerke, Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften oder Eigentümer von Wohngebäuden einschließlich Wohneigentümergemeinschaften. Kay Pöhler von der KfW ermuntert denn auch explizit zu Eigeninitiative: „Alle diese unterschiedlichen Akteure in Quartieren können auch selbst Projekte initiieren und bei den Kommunen zur Förderung anmelden. Schon heute wird jedes sechste geförderte Projekt durch Wohnungsbaugesellschaften oder Stadtwerke initiiert.“

Evaluierung bestätigt Qualität der Quartierskonzepte

Eine aktuelle Evaluierung der Schweizer Prognos AG hat übrigens rund drei Viertel der geförderten Konzepte als sehr gut oder gut beurteilt. Kernpunkte sind meistens die Wärmeversorgung und die Gebäudesanierung. Doch auch die Mobilität im Quartier rückt zunehmend in den Mittelpunkt. Bei den Mobilitätskonzepten etwa reichen die Maßnahmen von einer besseren Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr mit Leihstationen für Fahrräder über Parkplätze mit Elektro-Ladestationen bis zu einem innovativen Ansatz für den Lieferverkehr. Dabei werden zum Beispiel Güter nur bis zum Quartiersrand geliefert und von dort über Lastenfahrräder in das Quartier hinein transportiert.

Kombination mit anderen Fördermitteln möglich

Damit die Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden können, lassen sich die Zuschüsse aus dem Programm „Energetische Stadtsanierung“ mit weiteren Förderangeboten der KfW kombinieren. So können z. B. kommunale Akteure, die Wohnwirtschaft, Privateigentümer oder gewerbliche Unternehmen für die konkrete Umsetzung einzelner Maßnahmen aus dem Konzept auch die günstigen Investitionskredite des Bundes nutzen.

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