EPA Planungsgruppe GmbH Architekten + Stadtplaner / Projekt: Stadtgalerie Bottrop; Copyrigt: Kaufland

Kaufland – Flexibilität ist Trumpf!

Interview mit Dr. Angelus Bernreuther, Kaufland Dienstleistung GmbH & Co. KG

FWW: In Deutschland herrscht derzeit eine lebhafte Debatte um mehr gemischt genutzte Immobilien. Wie sehen Sie das Thema als einer der größten deutschen Supermarktbetreiber?

Bernreuther: Mehr und mehr Menschen wohnen in Städten. Urbanität und Dichte sind deshalb nicht nur ein Thema der Kommunen. Auch Kaufland hat die Punkte Nachhaltigkeit, Mischnutzung und Flexibilität aufgegriffen. Unsere großen Supermärkte mit einer starken Frischeorientierung und einer umfassenden Auswahl von mindestens 30.000 Artikeln sind echte Stabilitätsanker für die einzelnen Handelslagen.

FWW: Sie haben das Thema Mischnutzung also schon auf dem Schirm?

Bernreuther: Kaufland betreibt seit über 50 Jahren erfolgreich Lebensmittelmärkte. Es war immer notwendig, die Gegebenheiten der jeweiligen Zeit zu berücksichtigen. Für uns ist dies deshalb von jeher eine Selbstverständlichkeit. Unser Konzept lebt dabei das Thema Flexibilität angepasst auf den Standort: ob als ebenerdiger Markt, aufgeständert mit Parken im Erdgeschoss und der Verkaufsebene im Obergeschoss oder mit einer Tiefgarage.

So ist es gerade für größere Supermarktkonzepte möglich, sich auf die Verhältnisse der jeweiligen Stadt und des konkreten Standortes einzustellen. Uns ist es sehr wichtig, die Vorstellungen der Kommune, die Verfügbarkeiten der Grundstücke sowie die Anforderungen der Betreiber erfolgreich zusammen zu bringen. Kreative und kooperative Lösungen stehen für uns dabei immer im Vordergrund.

FWW: Wie genau könnte das aussehen? Haben Sie hierzu vielleicht ein Beispiel, was das viel diskutierte Thema Wohnen über dem Supermarkt angeht?

Bernreuther: Für weitere Nutzungen über unseren Märkten sind wir offen. Neben beispielsweise Büros und Hotels spielt auch Wohnen eine Rolle. Unser jüngstes Beispiel einer Eröffnung in Köln zeigt dies. Bei der Revitalisierung einer bis 2012 von Kaufhof genutzten Immobilie im Kölner Stadtteil Kalk wurde das realisiert, wovon sonst oft nur gesprochen wird: Die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum, der Erhalt der denkmalgeschützten Fassade im Stil klassischer Warenhausarchitektur und der Aufbau einer nachhaltigen, innerstädtischen Quartiersversorgung.

Heraus kam eine mischgenutzte Immobilie mit Handelsflächen im Erdgeschoss und 106 modernen City-Wohnungen in den Obergeschossen. Kaufland ist mit einem 2.500 m² großen Supermarkt Ankermieter, ergänzt durch andere Händler. Ein echter Wohlfühlfaktor für die Nutzer der Wohnungen sind Grünflächen. Für Kinder wurde zudem eine Spielfläche geschaffen.

Während sich die Stellplätze im Untergeschoss befinden, erfolgt die Anbindung an die Verkaufsebene im Erdgeschoss über Fahrstühle. Der vollständig abgeschlossene Anlieferhof reduziert mögliche Anlieferemissionen auf ein Minimum. Eröffnet wurde die Kaufland Filiale in Köln-Kalk Anfang  November 2018. Die Wohnungen werden derzeit noch fertiggestellt. Investor und Partner von Kaufland ist in diesem Fall die Ten Brinke Projektentwicklung GmbH.

FWW: Das klingt ja spannend. Gibt es noch andere Nutzungen, die Sie sich vorstellen können?

Bernreuther: Natürlich, das können wir. Ideal, gerade in verdichteten und gut angeschlossenen Stadtteillagen, sind z. B. auch Hotels. Parkplätze können intelligent gemeinsam genutzt werden, insbesondere Budget-Hotels suchen unsere Nähe, da wir in unserer Vorkassenzone ein gastronomisches Angebots bieten. Eine Win-Win-Situation für uns und für die Hotels, aber auch für die städtebauliche Qualität an einem Standort.

Oder nehmen Sie das Beispiel Büro wie in Bottrop. Kaufland ist in sehr guter Stadtteillage der Lebensmittelanker. Über uns befindet sich die Stadtverwaltung, neben uns wird der Platz von Betreibern aus der Gastronomie genutzt. Mit diesem Konzept haben wir täglich viele zufriedene Kunden.

FWW: Wird Kaufland in Zukunft noch mehr gemischt genutzte Immobilien realisieren?

Bernreuther: Letztendlich ist dies standortabhängig. Nicht jeder Standort eignet sich für eine Mischnutzung. Als Faustformel könnte man sagen: je größer die Stadt, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich. Für uns als Supermarktbetreiber muss immer gewährleistet sein, dass wir unseren Kunden ein optimales Einkaufserlebnis bieten. In Großstädten ist deshalb die Akzeptanz von Mischnutzungen deutlich höher, im ländlichen Bereich muss man sehr genau hinschauen, was langfristig wirklich zueinander passt.

Etwa ob ein Hotel wirklich wirtschaftlich in einer kleineren Stadt betrieben werden kann. Weiterhin müssen im Interesse aller Parteien Nutzungskonflikte wie z. B. durch Lärm intelligent im Vorfeld durch die Planung gelöst sein. Grundsätzlich können Sie jedoch davon ausgehen, dass Kaufland auch weiterhin zusammen mit den Partnern vor Ort eine optimale Lösung für den Standort anstrebt. Wir bleiben auch in Zukunft der Frequenzanker für alle Handelslagen in den Kommunen, gerne auch in gemischt genutzten Immobilien.

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