Bedingt durch den Mix aus gestiegenen Zinsen und gestiegenen Baukosten befindet sich der Wohnungsneubau in Deutschland in einer sehr schwierigen Lage.
Darüber hinaus wird die Lage erschwert durch Unsicherheiten über zukünftige Mietregulierungen, Klimaschutzmaßnahmen, Stadtentwicklungstrends nach Corona sowie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung insgesamt und damit die Zahlungsfähigkeit von Käufern und Mietern. In diesem Gutachten wird auf Grundlage einer Analyse der Preise von Neubauwohnungen gezeigt, welche Möglichkeiten es gibt, günstigere Neubau-Wohnungen anzubieten. Damit diese Maßnahmen von Projektenentwicklern umgesetzt werden können, bedarf es der Kommunen, die dies genehmigen müssen. Darüber hinaus wird diskutiert, wie etwa Käufer und Mieter von Neubauwohnungen gestärkt werden können. Dies sind die zentralen Ergebnisse der Studie:
Wohnungsgrößen: Kleinere Wohnungen sind zwar mit höheren Quadratmeterpreisen verbunden, führen jedoch absolut zu deutlich geringeren Preisen je Wohneinheit. Eine Option für günstigere Wohnungen könnte darin bestehen, gerade im Rahmen der als besonders günstig identifizierten Flächen solche Wohnungen zu bauen, die auch für Wohngemeinschaften attraktiv sind. Dies könnte insbesondere für junge Menschen im Studium, in der Ausbildung oder während des Berufseinstiegs interessant sein. Auch Senioren-WGs sind denkbar. Generell bietet der Verzicht auf Fläche den größten Hebel für geringere Kauf- und Mietpreise.
Ausstattung: Für einfache Ausstattungen im Vergleich zur üblichen hochwertigen Ausstattung werden Preisabschläge von etwa 7,5 Prozent bei Mietangeboten und bis knapp 15 Prozent bei Kaufangeboten ermittelt. Auch dies bietet ein großes Potenzial, zumal einfache Ausstattungen im Neubau die typischen Standards im Bestand oft weit übertreffen.
Gebäudegröße: Die Ergebnisse legen nahe, dass beim Mietwohnungsneubau Gebäude mit acht bis zehn Etagen in der Regel mit Preisabschlägen von 3 bis 7 Prozent gegenüber der Referenz von zwei bis vier Etagen-Gebäude verbunden sind.
Stellplätze: Der Verzicht auf eine Tiefgarage ist mit Preisabschlägen von etwa 4 bis 9 Prozent verbunden.
Keller: Auch der Verzicht auf einen Keller ist mit Preiseinsparungen von bis zu 2,5 Prozent verbunden.
Baulandpreise: Ein Absenken der Baulandpreise beziehungsweise die günstigere Abgabe öffentlicher Flächen um 10 Prozent ist mit einem Preisabschlag von knapp 2 Prozent bei Kaufangeboten insgesamt verbunden, in den Städten und bei Mieten jedoch nur etwa 1 Prozent.
Bauland: Ohne Baulandfläche ist in der Regel kein Neubau möglich. Die Ergebnisse des empirischen Preismodells zeigen, zusätzliche Baufläche von 10 ha ist mit einer Preissenkung von Kaufangeboten um 2 Prozent verbunden.
Grunderwerbsteuer: Eine Aussetzung der Grunderwerbsteuer für Neubauten wäre mit EU-Recht vereinbar und angemessen, um den Wohnungsneubau zu stärken. Dies würde je nach Bundesland die Kosten um bis zu 6,5 Prozent reduzieren.
Nachfrage: Die von der Bundesregierung avisierten Maßnahmen zur Steigerung der Nachfrage sind grundsätzlich begrüßenswert. Gerade die Sonder-Afa in Kombination mit der steuerfreien Veräußerung nach zehn Jahren kann neue Anreize für Kapitalanleger setzen, die genaue Ausgestaltung der Eigenheimförderung muss dagegen noch abgewartet werden.
Sozialwohnungen: Sozialwohnungen sind über 40 Prozent günstiger als vergleichbare freifinanzierte Neubauwohnungen. Daher wird ein erheblicher Förderbetrag benötigt, um dies kostenneutral darstellen zu können. Gelingt dies nicht, ist eine Quersubventionierung notwendig, die in der aktuellen Lage aber kaum möglich erscheint. Die Anwendung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes wäre hier eine wichtige Hilfestellung.