Investmentjahr 2022: starker Auftakt, schwaches Ende

Nach Angaben von Colliers wurden in Deutschland 2022 gewerblich genutzte Immobilien für 52,6 Milliarden Euro gehandelt. Das entspricht in etwa dem Zehnjahresmittelwert, verfehlt aber mit minus 15 Prozent deutlich den Wert der vorangegangenen fünfjährigen Hochphase. Dabei startete das Investmentjahr 2022 mit einem Allzeithoch eines ersten Quartals überhaupt (18,1 Milliarden Euro), endete aber mit dem umsatzschwächsten Jahresabschlussquartal seit 2011 (11,3 Milliarden Euro).

Auch die Anzahl der Transaktionen im Jahr 2022 verzeichnete gegenüber dem Fünfjahresdurchschnitt einen Rückgang um 12 Prozent. Die größten Rückgänge gab es mit minus 27 Prozent in den Größenklassen über 100 Millionen Euro. Der Anteil ausländischer Investoren am Transaktionsvolumen von 41 Prozent blieb im Jahresverlauf stabil und entspricht dem langfristigen Mittel.

Matthias Leube, CEO bei Colliers: „Mit einem starken Schlussquartal, gar mit einer Jahresendrally hatten wir schon Mitte des Jahres vor dem Hintergrund großer wirtschaftlicher Unsicherheit, neuer Höchststände bei der Inflation und wiederholt deutlicher Zinsanpassungsschritte der Zentralbanken nicht wirklich gerechnet. Investoren schoben allerdings stärker als noch zur Jahresmitte erwartet Kauf- und Verkaufsentscheidungen hinaus. In dieser Übergangsphase vom Verkäufer- zum Käufermarkt verhinderten schwierige Preisfindungsprozesse viele Abschlüsse. Generell beobachten wir aber weiter ein hohes Kaufinteresse, und viele Verkaufsprozesse sind zudem nur verschoben, aber nicht aufgehoben. Beratungsbedarf besteht vor allem bezüglich der Preisfindung sowie des Vermarktungszeitpunktes. Zudem sehen sich Investoren mit steigenden Anforderungen an die Zukunftsfähigkeit der Immobilie in Bezug auf ESG-Konformität, technologischen Wandel und New Work konfrontiert, die in der Einpreisung noch schwer zu greifen sind.“

Der Nachfragerückgang betrifft alle Nutzungsarten gleich stark. Büros bleiben mit 41 Prozent Volumenanteil die stärkste Nutzungsart. Industrie- und Logistikimmobilien behaupten sich wie schon 2021 auf Platz 2 mit 18 Prozent, knapp vor Einzelhandelsimmobilien mit 16 Prozent.

Ausblick: Rückgang auf etwa 42 Milliarden Euro Transaktionsvolumen

„Seit Mitte Dezember mehren sich die Zeichen, dass die bevorstehende Rezession milder ausfallen könnte als lange Zeit befürchtet. Bei der Inflationsentwicklung scheint der Höhepunkt überschritten, wobei die großen Notenbanken Fed und EZB weitere Zinserhöhungen angekündigt haben. Das Marktumfeld bleibt für Immobilieninvestoren daher kurzfristig herausfordernd. Mittelfristig sehen wir eine Beruhigung und damit mehr Verlässlichkeit der Marktbedingungen. Dennoch gehen wir bei unserer Prognose davon aus, dass wir Ende 2023 ein deutlich niedrigeres Transaktionsvolumen als 2022 messen werden. Aufgrund der bei laufenden Prozessen zu beobachtenden Preisabschläge sowie der weiterhin verhaltenen Zahl von Abschlüssen in den nächsten Monaten und unter der Voraussetzung, dass die Transaktionshäufigkeit ab dem dritten Quartal auf Basis dann verbesserter Rahmenbedingungen wieder steigt und großvolumigere Transaktionen wieder vermehrt stattfinden, prognostizieren wir für 2023 ein Ergebnis von etwa 42 Milliarden Euro. Damit würde der deutsche Investmentmarkt etwa den Stand von 2014 erreichen“, so Leube.

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