Immobilienwirtschaft rutscht in Rezession

In der Winterbefragung der Immobilienunternehmen 2023 im Rahmen des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) zeigt sich: Die Branche rutscht in die Rezession. Sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate sind nun mit Werten von -5,7 und -12,5 negativ.

Für die Geschäftslage ist das der schlechteste Wert seit dem Beginn der ISI-Befragung im Jahr 2014. Das Immobilienklima trübt sich gegenüber dem Vorquartal um -5,0 ein und egalisiert damit den Negativrekord aus der Winterbefragung 2022 mit einem Minus von 9,1 Punkten. Vor einem Jahr war das Immobilienklima noch von einer äußerst pessimistischen Erwartungshaltung geprägt. Heute sind es die schlechte Geschäftslage und die konkret sichtbaren Auswirkungen der Krise auf die Bilanzen und Auftragseingänge der Unternehmen. Da die Erwartungen weiterhin von einer großen Unsicherheit auch aus der Politik geprägt sind, blickt die Branche mit großen Sorgenfalten in die Zukunft. Hoffnungen für 2024 macht allein ein voraussichtlich stabileres Gesamtumfeld. Die Ergebnisse im Einzelnen:

Der Bürosektor leidet weiterhin unter der schwachen Konjunktur und dem Trend zu mehr mobilem Arbeiten und der damit einhergehenden sinkenden Büroflächennachfrage, besonders außerhalb der Toplagen. Aktuell wird die Geschäftslage mit einem Wert von 1,8 gerade noch positiv eingeschätzt. Die negativen Erwartungen von -5,4 lassen jedoch auch für den Bürosektor in 2024 ein Abrutschen in die Rezession erwarten. Das daraus berechnete Büroklima sinkt auf -1,8 und damit auf den schlechtesten Wert seit 2014.

Im Handelsimmobiliensektor bleibt die Stimmungslage auf niedrigem Niveau. Die Geschäftslage steigt leicht auf 7,7 (+4,1), während die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate auf 0 (-3,3) zurückgehen. Das Handelsklima beträgt damit nun 3,8 Punkte, mit einem Minus von -3,3 gegenüber dem Vorquartal. Aktuell leidet der Handel unter dem konjunktur- und inflationsbedingt schwachen privaten Konsum. Der Sektor entwickelt sich aber in vielen Teilsegmenten sehr unterschiedlich. Während Geschäftshäuser und große Einkaufszentren in Topstandorten, sowie Bau- und Supermärkte weniger stark beeinträchtigt sind, leiden viele andere Segmente unter dem Strukturwandel und der schlechten Konsumstimmung.

Im Wohnsegment hat sich seit der massiven Verschlechterung der Rahmenbedingen im Jahr 2022 auch in diesem Jahr wenig zum Besseren gewendet. Das Wohnklima bleibt, wie seit der Frühjahrsbefragung 2022, mit -2,8 (-2,7) negativ, was dieses Mal auf eine Verschlechterung bei der Einschätzung der Geschäftslage zurückzuführen ist (12,7 und damit -8,3 gegenüber dem Vorjahresquartal). Belastend wirken die gestiegenen Bau- und Betriebskosten. Die kostenseitigen Probleme drücken die Margen, insbesondere da die Mietentwicklung nicht mit der hohen Inflation mithalten kann.

Das Projektentwicklersegment steckt weiterhin in einer schweren Rezession. Etliche Unternehmen befinden sich in einer prekären Lage, vielen droht gar die Insolvenz, da sie keine neuen Aufträge mehr erhalten. Das Projektentwicklerklima wird mit -36,0 (-0,7) und einem dritten Rückgang in Folge so schlecht eingeschätzt wie noch nie. Die deutlich negativen Werte sowohl bei der Geschäftslage (-51,9) als auch bei den Erwartungen (-18,5) verdeutlichen, wie gefährlich die aktuelle Situation ist. Bleibt die Nachfrage weiterhin niedrig und werden weiterhin viele bereits erteilte Aufträge an die höheren Kosten angepasst oder gar storniert, wird sich diese Krise auch bis weit in das nächste Jahr fortsetzen.

Die Sonderfrage beschäftigt sich diesmal mit den Erwartungen für das Jahr 2024 hinsichtlich der Baupreise, der Bauzinsen und der Inflationsrate. Die Ergebnisse zeigen, dass die Immobilienunternehmen mit weiterhin schwierigen, aber stabileren Rahmenbedingungen rechnen. Für die Baupreise gehen sie von einem nur leichten Anstieg von 2,0 Prozent aus. Das Zinsniveau bleibt, so die Einschätzung, weiterhin auf einem Niveau von 4,0 Prozent. Bei der Inflation erwarten die Firmen für das Jahr 2024 3,0 Prozent.

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