Immobilien nach Leitzins-Erhöhung nicht mehr leistbar?

Für Haushalte mit durchschnittlichem Einkommen ging das finanzierbare Kreditbudget in den 14 größten Städten seit Jahresanfang zwischen 81.000 und 109.000 Euro zurück – das entspricht einem Viertel der Kaufsumme. Das zeigt eine Analyse von immowelt, in der untersucht wurde, wie sich die leistbaren Darlehenssummen für Familien mit Durchschnittseinkommen reduziert haben, wenn sie eine Wohnkostenquote von 30 Prozent nicht überschreiten wollen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt den Leitzins weiter an: Der Zinssatz wird um 0,75 Prozentpunkte erhöht und liegt nun bei 2 Prozent. Für viele Menschen dürfte damit der Kauf einer Immobilie noch schwerer oder gar unmöglich werden, wenn in der Folge auch die Bauzinsen weiter steigen. Wer mit Wohneigentum liebäugelt, muss schon jetzt aufgrund des höheren Zinsniveaus seine Finanzierungssumme deutlich reduzieren.

Wegen Anstieg der Bauzinsen: Bis zu 109.000 Euro weniger Kredit leistbar

Für Kaufinteressenten bedeutet der starke Anstieg der Bauzinsen bereits jetzt: Die Finanzierungssumme, die sie sich leisten können, ist deutlich gesunken. Eine Beispielrechnung zeigt, dass die Darlehenssumme für einen Haushalt mit durchschnittlichem Einkommen im Vergleich zum 1. Quartal 2022 um bis zu 109.000 Euro gesunken ist, sofern es bei einer gesunden Wohnkostenbelastung bleiben soll. Als Überbelastung gilt gemeinhin eine Wohnkostenquote, also das Verhältnis von Wohnkosten zu Gehalt, von über 30 Prozent.

EZB-Entscheidung mit Signalwirkung für Immobilienzinsen

Die Richtungsentscheidung der EZB dürfte die Situation noch verschärfen. Nach langen Jahren der Nullzinsphase hatte die Zentralbank in Frankfurt zunächst im Juli den Leitzins auf 0,75 Prozent angehoben, im September dann auf 1,25 Prozent. Nun steht der Leitzins bei 2,0 Prozent. Das Niveau der Bauzinsen ist zwar nicht direkt an den EZB-Leitzins gekoppelt, allerdings hat die Entscheidung der EU-Währungshüter Signalwirkung darauf, zu welchem Zinssatz Käufer ein Darlehen zum Immobilienerwerb aufnehmen können. Angesichts der wirtschaftlichen Lage und in Erwartung einer Anhebung des Leitzinses erhöhten sich die Bauzinsen bereits seit Anfang des Jahres. Während der marktübliche Zinssatz für eine 90-Prozent-Finanzierung Anfang des Jahres noch bei 1,3 Prozent lag, befand er sich im 3. Quartal bereits bei rund 3,5 Prozent. Tendenz steigend: Derzeit befindet sich der Wert schon bei etwa 4 Prozent. Obwohl das Preisniveau für Immobilien in vielen Städten stabil ist oder sogar leicht nachgelassen hat, erhöhte sich die monatlich Kreditrate deutlich.

Ein weiterer Anstieg der Bauzinsen bedeutet, dass sich die finanzierbare Summe für Immobilienkäufer noch weiter reduziert. Bei einem stabilen Preisniveau für Wohnimmobilien müssen Käufer entweder ihre Ansprüche an ein Objekt weiter senken oder können sich derzeit gar keine Immobilie leisten.

© 2020 BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V.