Markt Bautätigkeit gelber Krahn Wolkenkratzer (Copyright: istock.com/josefkubes

ifo Institut: Europäisches Bauvolumen schrumpft 2024 um 2,7 %

Der europäische Bausektor durchläuft derzeit eine Korrekturphase. So wird das Bauvolumen im EUROCONSTRUCT-Gebiet1 in den Jahren 2023 und 2024 um insgesamt 4 % sinken. Während beispielsweise die Investitionen in neue Wohngebäude im selben Zeitraum um 18,2 % sinken werden, ist für den Tiefbau mit einem Zuwachs um 6,1 % zur rechnen. Im kommenden Jahr wird die Bautätigkeit dann voraussichtlich wieder zunehmen, wobei der Anstieg mit 1,3 % mäßig ausfällt. 2026 gewinnt das Baugeschehen weiter an Dynamik (+1,8 %) und auch der Wohnungsneubau dürfte wieder moderat expandieren.

Der Umfang der Bauleistung in den 19 EUROCONSTRUCT-Ländern belief sich im Jahr 2023 auf 2,23 Bio. Euro (in Preisen von 2023). Knapp vier Fünftel davon entfielen dabei auf den Hoch- und gut ein Fünftel auf den Tiefbau. Im Hochbausektor dominierten mit rund 57 % Maßnahmen an bestehenden Gebäuden, wohingegen die Errichtung neuer Wohn- und Nichtwohngebäude gerade einmal 43 % der Hochbauarbeiten ausmachten.

WOHNUNGSBAU ALS WACHSTUMSHINDERNIS

Der Blick auf die einzelnen Bausegmente offenbart, dass der Wohnungsbau für die aktuelle Schwächephase des Bausektors hauptverantwortlich ist. Sicherlich läuft es im Nichtwohnhochbau in den Jahren 2023 und 2024 auch nicht wirklich gut, weil der Neubau in diesem Zeitraum kumuliert um 4,1 % nachgibt und der Sanierungssektor 2024 nur geringfügig wächst. Im Wohnungsbau verringert sich jedoch der Umfang der Bestandsmaßnahmen im Jahr 2024 um 3,8 % und damit stärker als in allen früheren Jahren seit 1992. Bemerkenswerterweise geht dieser Rückgang einzig auf das Konto des italienischen Marktes, wo die Anpassung des Förderinstruments »Superbonus 110« zu starken Verwerfungen (erst Torschlusspanik, dann Markteinbruch) führt. Ohne Italien würde dieses Segment um knapp 1 % zulegen. Darüber hinaus wird der Wohnungsneubau im Zeitraum 2023 bis 2024 um nahezu ein Fünftel nachgeben. In der Summe schrumpft das europäische Wohnungsbauvolumen dieses Jahr um 6 %, nachdem 2023 bereits Einbußen in Höhe von 4,2 % zu verzeichnen waren (vgl. Abb. 2). Die Bauwirtschaft verspürt weiterhin einigen Gegenwind. Zu den nachfragedämpfenden Einflussfakto[1]ren zählen u. a. das Zinsumfeld, die zurückliegenden Kaufkraftverluste, die stark gestiegenen Baukosten, die schwache Wirtschaftsentwicklung, die begrenzten staatlichen Haushaltsspielräume, aber auch segment oder länderspezifische Themen wie das veränderte Büronutzungsverhalten oder Anpassungen bei der staatlichen Bauförderung. Für den Tiefbau spielt es zwar auch eine Rolle, wenn Gemeinden weniger Steuern einnehmen, die Versorgungsunternehmen höhere Kapitalzinsen zahlen müssen oder die Materialpreise auf deutlich höherem Niveau liegen. Gleichzeitig überwiegen aber die positiven Faktoren.

MITTELFRISTIG KEINE TRENDUMKEHR BEI DEN WOHNUNGSFERTIGSTELLUNGEN Im Gegensatz zum Tiefbauvolumen wird die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in den kommenden Jahren stetig sinken. Daran hat auch die kürzliche Veröffentlichung des amtlichen Wertes für Deutschland für das Jahr 2023 und eine entsprechende Prognoseanpassung nichts geändert. Während 2023 im EUROCONSTRUCT-Gebiet noch rund 1,75 Mio. fertiggestellte Wohneinheiten (einschließlich Wohnungen in bestehenden Gebäuden sowie in Nichtwohngebäuden) registriert wurden, dürften es 2026 nur noch 1,53 Mio. Einheiten sein (vgl. Tab. 1). Der Anteil der Geschosswohnungen bleibt dabei relativ stabil bei etwa 60% und die Ein und Zweifamilienhäuser bei 40%. Die aktuellen Genehmigungsprognosen lassen für beide Kategorien keine baldige, spürbare Marktbelebung erwarten. Der Fertigstellungswert des Jahres 2022 repräsentiert den Höchstwert einer zwischenzeitlichen kräftigen Erholung des Wohnungsbaus in Europa. Die damals erzielten knapp 1,85 Mio. Wohnungen waren zuletzt im Jahr 2009 übertroffen worden. Ausgehend von diesem Wert dürften die bis einschließlich 2026 erwarteten Einbußen bei 17% oder 318 000 Wohneinheiten liegen. In prozentualer Betrachtung dürften Schweden (–48 %), Finnland (–45 %), Deutschland (–41 %) und Frankreich sowie Österreich (jeweils –36%) die größten Rückgänge gegenüber 2022 verzeichnen. Aufgrund der unterschiedlichen Marktgröße konzentrieren sich die mengenmäßigen Verluste im Zeitraum 2023 bis 2026 dagegen auf Frankreich (–136 000 Wohneinheiten) und Deutschland (–120 000). Danach folgen mit deutlichem Abstand Schweden (–33 000) und Österreich (–21 000).

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