Handel mit Wohnungsportfolios stark rückläufig

Im vergangenen Jahr handelten die Akteure am Wohnungsmarkt lediglich zwölf Mietwohnungsportfolios ab 800 Einheiten. Dabei wechselten 38.400 Wohneinheiten den Besitzer. Sowohl die Zahl der Transaktionen als auch die Zahl der gehandelten Wohneinheiten waren so niedrig wie zuletzt in der Zeit der Finanzkrise 2009 und 2010. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in einer Auswertung seiner Datenbank Wohnungstransaktionen.

Die Analyse für 2022 zeigt, dass das Geschehen im Jahresverlauf abgenommen hat. Die beiden größten erfassten Transaktionen fanden bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres statt. Mehr als zwei Drittel des Verkaufsvolumens wurden bereits zur Jahreshälfte erzielt. Erwartungsgemäß dominieren insgesamt die kleineren Größenklassen. Etwa die Hälfte der Veräußerungen umfasst Pakete zwischen 800 und 2.000 Einheiten, ein weiteres Drittel fand in der Größenklasse zwischen 2.000 und 5.000 gehandelten Wohnungen statt. Eine Transaktion mit mehr als 10.000 Wohnungen gab es lediglich ein Mal. Ein bundesweit verteiltes Portfolio der in Schieflage geratenen Adler Group wurde an die amerikanische Beteiligungsgesellschaft KKR veräußert.

Privatakteure dominieren weiterhin das Handelsgeschehen. Die öffentliche Hand hat 2022 weder ein Portfolio mit mehr als 800 Einheiten verkauft noch gekauft. Neu ist jedoch, dass die größte Verkäufergruppe erstmals die Publikums-AGs ohne kontrollierenden Mehrheitseigentümer sind. Hierbei handelt es sich zwar ausschließlich um Verkäufe der Adler Group, jedoch haben auch andere große börsengelistete Wohnungsunternehmen angekündigt, Wohnungsbestände abzutreten. Diese Akteursgruppe fiel in der Vergangenheit durch aktive Wachstumsstrategien auf, ist nun aber auf der anderen Seite vorzufinden, um angesichts der angestiegenen Zinsen den Verschuldungsgrad zu senken.

„Die spürbare Zurückhaltung der Marktakteure geschieht vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen am deutschen Transaktionsmarkt“, erläutert BBSR-Wohnungsmarktexperte Jonathan Franke. „Die hohe Inflation, die zu Beginn des Jahres eingesetzte Zinswende und die schwächelnde Konjunktur sorgen für geringe Verkaufsaktivitäten. Auch der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen globalen Unsicherheiten führen dazu, dass die Unternehmen abwartend agieren. Eine nennenswerte Anzahl an Großtransaktionen ist in diesem Jahr nicht zu erwarten.“

In der Datenbank Wohnungstransaktionen erfasst das BBSR seit 1999 Transaktionen von Mietwohnungsportfolios ab 800 Wohneinheiten. Zudem enthält die Datenbank seitdem zweiten Halbjahr 2006 auch Verkaufsfälle kleiner Wohnungsportfolios zwischen 100 und 800 Einheiten. Die Grundlage bildet eine systematische Recherche unterschiedlicher Print- und Internetquellen. Das BBSR veröffentlicht aktuelle Ergebnisse in der Reihe BBSR-Analysen KOMPAKT.

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