Große Rezessionssorgen im Mittelstand

Nach einer kurzen Phase der Stabilisierung im Frühjahr befindet sich laut KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Juli 2022 das mittelständische Geschäftsklima zu Beginn des Sommerquartals wieder im Sinkflug. Es stürzt im Juli um 9,5 Zähler auf -15,3 Saldenpunkte ab und verliert damit fast das Vierfache einer üblichen Monatsveränderung. Die ohnehin schon sehr pessimistischen Geschäftserwartungen brechen weiter ein, aber auch die Lageurteile geben deutlich nach.

„Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeugt von einer breiten Verschlechterung des Geschäftsklimas in Unternehmen aus allen Branchen und Größenklassen. Vor allem die Furcht vor einem Gaslieferstopp im Zusammenhang mit der Wartung von Nord Stream 1 dürfte zum Umfragezeitpunkt bei vielen Unternehmen die Geschäftsaussichten eingetrübt haben. Der vollständige Lieferstopp ist zunächst zwar ausgeblieben, aber die Belastung in energieintensiven Branchen und auch in konsumnahen Wirtschaftsbereichen ist trotzdem gewaltig. Denn selbst wenn die Gasflüsse aus Russland auf niedrigem Niveau anhalten, drohen zusätzliche Kaufkraftverluste durch massiv steigende Heizkosten. Der einzige Hoffnungsanker sind derzeit die noch sehr hohen Auftragsbestände im Verarbeitenden Gewerbe und die laut einigen Indikatoren etwas nachlassenden globalen Lieferengpässe. Mit einer sich eintrübenden Weltkonjunktur wächst jedoch die Gefahr von Stornierungen und die Angebotskrise könnte von einer Nachfrageschwäche abgelöst werden.“

Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW

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