Entgegen den Erwartungen hinterlässt Corona einen geringeren Einbruch in der Aufwärtsbewegung des europäischen Bausektors als noch Mitte des letzten Jahres befürchtet. Allerdings wird das Vorkrisenniveau von 2019 einer Einschätzung des Forschungsnetzwerks Euroconstruct zufolge erst 2023 übertroffen.
Die Situation der europäischen Bauwirtschaft war Ende 2020 deutlich positiver als die Euroconstruct-Experten noch zur Jahresmitte befürchtet hatten. Das Bauvolumen in den 19 zum Forschungsnetzwerk gehörenden Ländern belief sich zum Jahresende auf 1,566 Billionen EUR (in Preisen von 2019). Dies entsprach zwar einem Rückgang um 7,8 % gegenüber dem Vorjahr. Im vergangenen Juni hatte das Forschungsnetzwerk aber noch mit einem Einbruch um 11,5 % gerechnet.
Deutschland schlägt sich gut
Die infolge der Corona-Pandemie im Frühjahr und Sommer 2020 herrschenden Einschränkungen auf den Baustellen hinterlassen in den einzelnen Ländern allerdings ganz unterschiedliche Bremsspuren: So beziffert Euroconstruct zum Beispiel in Großbritannien den Rückgang des Bauvolumens auf fast ein Fünftel. Für Irland und Frankreich erwartet das Netzwerk ein Minus von etwa 16 %. Deutschland kommt hingegen mit einem Minus von 1,6 % vergleichsweise glimpflich davon, während das finnische Mitgliedsinstitut einen moderaten Zuwachs von 1,3% angibt.
Bauvolumen legt 2021 um 4% zu
Nach dem Rückgang im vergangenen Jahr dürfte die Bautätigkeit bereits ab 2021 wieder etwas Fahrt aufnehmen, sodass „lediglich eine merkliche Delle in der Aufwärtsentwicklung“ bestehen bleibt, schreibt Ludwig Dorffmeister vom Münchner Ifo-Institut, das Deutschland bei Euroconstruct vertritt. In diesem Jahr werde das Bauvolumen um etwa 4% zulegen, 2023 „das Vorkrisenniveau von 2019 übertreffen“ und auf 1,726 Billionen Euro steigen.
Während der Tiefbau kaum unter den Folgen der Corona-Pandemie leidet und bereits in diesem Jahr das 2019er-Ergebnis wieder überflügeln soll, rechnet Euroconstruct beim Hochbau mit einer deutlich langsameren Erholung. Im Wohnungsbau wurden 2020 bereits 130.000 Einheiten weniger fertiggestellt als im Jahr zuvor. In diesem Jahr dürfte die Zahl bei 1,684 Mio. neuen Wohnungen stagnieren. „Erst 2023 sollten wieder mehr als 50.000 Einheiten hinzukommen“, schreibt Dorffmeister. „Dies bedeutet, dass das Vorkrisenniveau auf absehbare Zeit erheblich außer Reichweite bleiben wird.“ Auch in Deutschland dürfte die Marke von 300.000 fertiggestellten Wohnungen pro Jahr wohl weiterhin nicht erreicht werden.
Weitere Informationen sowie die Pressemitteilung (englisch) stehen unten zum Download bereit.