Markt Bautätigkeit Kran Bauastelle Skyline (Copyright: istock.com/ fanjianhua)

EU: Wohnungsbau auf Talfahrt

Der europäische Wohnungsbau leidet gegenwärtig laut ifo-Institut unter den stark eingetrübten Rahmenbedingungen. So reduziert die hohe Inflation die Handlungsspielräume der Privathaushalte, und der schnelle, kräftige Zinsanstieg verhindert oftmals die Finanzierung auf Seiten der verschiedenen Marktteilnehmer.

Die allgemeine Verunsicherung über die mittelfristige Entwicklung der Immobilienpreise und der Kostensprung bei den Bauleistungen führt bei Bauherren und Interessenten zu ausgeprägter Zurückhaltung. Diesen negativen Einflüssen kann sich auch der Bestandssektor nicht ganz entziehen. So wirken die staatlichen Fördermaßnahmen für Arbeiten im Wohnungsbestand, denen in mittlerweile in fast allen Mitgliedsländern positive Effekte zugesprochen werden und die daher als der wichtigste Treiber des europäischen Wohnungsbaus gelten, derzeit nur eingeschränkt, weil sich die Modernisierungsleistungen stark verteuert haben und die Mieten nicht beliebig angehoben werden können.

Von den 260 000 Einheiten, die – verglichen mit dem Jahr 2022 – am Ende des Prognosezeitraums fehlen werden, gehen 209 000 auf das Konto von Deutschland, Frankreich, Polen und Schweden. Hierzulande bricht die Fertigstellungszahl in lediglich drei Jahren um ein Drittel ein. Wurden in Deutschland für 2022 noch 295 000 fertige Wohneinheiten gemeldet, davon 100 000 in neuen Ein- und Zweifamiliengebäuden, so dürften es 2025 nur noch rund 200 000 Wohnungen werden. Mit prognostizierten 65 000 neuen Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern wäre der bisherige gesamtdeutsche Tiefstwert um fast 20 000 Einheiten unterschritten. Die Genehmigungszahlen weisen allerdings stark in diese Richtung. Zudem deutet gegenwärtig nichts auf eine wesentliche Aufhellung des hiesigen Investitionsklimas hin. Im Mehrfamilienhausbau besteht die Problematik ferner darin, dass die hohen Bau- und Finanzierungskosten keine marktgängigen Mieten mehr zulassen würden. Bauträger haben deshalb schon Grundstücke an die Gemeinden zurückgegeben, kommunale Unternehmen stärker eingebunden oder das Vorhaben gleich ganz übergeben.

Verbesserte Konditionen für den Sozialwohnungsbau und andere Maßnahmen sind zwar zu begrüßen, werden den bevorstehenden Markteinbruch aber nicht verhindern können. 2025 werden in Deutschland voraussichtlich nur noch 2,4 Wohnungen pro 1 000 Einwohner errichtet werden, wobei 2011 letztmalig ein niedrigerer Wert zu verzeichnen war. Vergangenes Jahr kamen auf 1 000 Einwohner noch 3,5 Einheiten. Auf europäischer Ebene wird die verringerte Wohnungsbautätigkeit dazu führen, dass die Fertigstellungsquote ebenfalls abnimmt, und zwar auf 3,3 Wohneinheiten im kommenden Jahr. Für 2025 ist mit keiner nennenswerten Veränderung zu rechnen. Die bisher niedrigsten Werte seit Anfang der Neunziger Jahre wurden im Zeitraum 2013 bis 2016 beobachtet. Damals wurden jeweils um die 3,1 Wohnungen pro 1 000 Einwohner fertiggestellt. Die derzeitige Abkühlung der Wohnungsbauaktivitäten wird also nicht so ausgeprägt ausfallen, dass Quoten in dieser Größenordnung erneut Realität werden.

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