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Bundesbank: Deutsche Wirtschaft fasst wieder Tritt

Die deutsche Wirtschaft fasst nach rund zweijähriger Schwächephase nach Einschätzung der Bundesbank langsam wieder Tritt. Nicht nur der private Konsum wird nach und nach wieder anziehen, ab der zweiten Jahreshälfte werden auch die Exportgeschäfte wieder besser laufen. Vor diesem Hintergrund wird auch die Industrie wieder stärker zulegen. „Die deutsche Wirtschaft befreit sich aus der konjunkturellen Schwächephase“, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel anlässlich der aktuellen Deutschland-Prognose. Das kalenderbereinigte reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) legt demnach im laufenden Jahr um 0,3 Prozent zu. Für das kommende Jahr erwarten die Fachleute ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent, für 2026 von 1,4 Prozent. Die Bundesbank bestätigt damit im Wesentlichen ihre Prognose von Dezember 2023.

Im vierten Quartal 2023 ist die deutsche Wirtschaftsleistung noch um 0,5 Prozent geschrumpft, bevor sie im ersten Quartal 2024 wieder um 0,2 Prozent gestiegen ist. Insgesamt zeigte sich die Konjunktur damit kurzfristig etwas schwächer als in der Deutschland-Prognose vom Dezember 2023 erwartet, so die Autorinnen und Autoren. Insbesondere die Nachfrageschwäche in der Industrie habe sich als hartnäckiger erwiesen als erwartet. Vor diesem Hintergrund und aufgrund einer erhöhten wirtschaftspolitischen Unsicherheit sowie hoher Kostenbelastungen hätten die Unternehmen ihre inländischen Investitionen stärker als erwartet gedrosselt. Die energieintensiven Branchen hätten die Industrie gestützt. Diese hätten erstmals seit Beginn der Energiekrise ihre Produktion wieder deutlich gesteigert. Zudem hätte sich die Bauwirtschaft robuster als erwartet gezeigt.

Privatkonsum und Exporte tragen Konjunkturerholung

Im laufenden Quartal dürfte das BIP mit einer ähnlichen Rate zulegen wie im ersten Quartal. Laut des Berichts sollte die Erholung der Dienstleister noch an Breite und Kraft gewinnen, wenn auch vom privaten Konsum wieder Impulse kommen. Darauf deuten die verbesserten ifo-Indikatoren zur Geschäftslage und deren Geschäftserwartung hin. Die Unternehmensinvestitionen gingen hingegen wohl vorerst weiter zurück. In der Industrie ist daher angesichts noch schwacher Auftragseingänge kurzfristig noch keine durchgreifende Belebung zu erwarten, schreiben die Autorinnen und Autoren. Immerhin dürfte die Produktion in den energieintensiven Branchen ihre Aufwärtsbewegung fortsetzen. Auch von der Automobilindustrie dürften begrenzte Wachstumsimpulse ausgehen. Im dritten Quartal erwarten die Fachleute, dass die Konjunktur noch einen Gang höher schalten werde. Dann dürfte sich die Konsumkonjunktur weiter festigen, und vor allem sollten von der Industrie stärkere Impulse kommen. Die Fachleute gehen davon aus, dass die Wirtschaft 2025 mit etwas höherem Tempo wachsen werde. 2026 soll sich das Wachstum dann noch etwas verstärken und die Wirtschaft wird wieder in etwa ihr Produktionspotenzial erreichen. Getragen werde die Expansion zunächst weiterhin vom privaten Konsum und den Exporten. 2026 würden dann erstmals wieder spürbare Impulse von den privaten Investitionen hinzukommen.

Verbraucherpreisanstieg lässt nur noch langsam nach

Die Inflationsrate in Deutschland geht zwar weiter zurück, aber in verhaltenen Tempo, sagte Bundesbankpräsident Nagel. Die Inflationsrate, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), dürfte von jahresdurchschnittlich 6,0 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,8 Prozent im laufenden Jahr sinken. Vor allem die Teuerung von Energie und Nahrungsmitteln lasse in diesem Jahr erheblich nach. Allerdings erweise sich die Inflation als hartnäckig, vor allem bei den Dienstleistungen. Dabei würden die kräftig steigenden Löhne und der davon ausgehende Kostendruck eine wichtige Rolle spielen. Die Tarifverdienste steigen im laufenden Jahr besonders stark und nehmen nach Ansicht der Fachleute auch danach weiter deutlich zu. Die höheren Arbeitskosten würden insbesondere im kommenden Jahr auch bei den Nahrungsmittelpreisen zu Buche schlagen. Dann verteuere sich auch Energie wieder etwas stärker.

Insgesamt erwarten die Fachleute für 2025 einen leichten Rückgang der Inflationsrate auf 2,7 Prozent. Im Jahr 2026 sinke die Teuerung dann deutlicher auf durchschnittlich 2,2 Prozent. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) gehe indes nur zögerlich zurück, auf 3,1 Prozent im laufenden Jahr, auf 2,5 Prozent im kommenden Jahr und auf 2,3 Prozent im Jahr 2026. Dieser langsamere Verlauf des Disinflationsprozesses bei der Kernrate liege vor allem an den kräftig steigenden Arbeitskosten. So würden die Tarifverdienste ab 2025 zwar deutlich weniger steigen, aber immer noch kräftig zulegen. Die Effektivverdienste würden im Projektionszeitraum derweil durchgängig noch etwas stärker als die Tarifverdienste steigen.

Anspannung am Arbeitsmarkt steigt wieder

Trotz der seit zwei Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Schwächephase sei der Arbeitsmarkt im Winterhalbjahr 2023 stabil geblieben. Die Beschäftigung dürfte zunächst weiter verhalten wachsen. Mit der langsam einsetzenden wirtschaftlichen Verbesserung werde sich zuerst die Arbeitszeit der Beschäftigten erholen. Die Arbeitslosigkeit dürfte indes noch einige Monate leicht steigen, bevor sie zum Jahresende wieder langsam sinken werde, so die Expertinnen und Experten.

Ab dem Jahr 2025 begrenze die demografische Entwicklung das Arbeitsangebot und die Anspannung am Arbeitsmarkt nehme wieder erheblich zu. Der Beschäftigungsanstieg schwäche sich angesichts der zunehmenden Angebotsengpässe ab und komme im Verlauf des Jahres 2026 zum Erliegen. Denn die in den Jahren 2025 und 2026 leicht sinkende Arbeitslosigkeit würde keine großen Spielräume mehr für zusätzliche Beschäftigung bieten. Nach einem Anstieg der Arbeitszeit je Erwerbstätigen werde die wirtschaftliche Erholung dann zunehmend von einer steigenden Arbeitsproduktivität getragen.

Staatsfinanzen verbessern sich

Laut Deutschland-Prognose verbessern sich die Staatsfinanzen. Die staatliche Defizitquote sinke demnach von 2,5 Prozent im vergangenen Jahr auf 1,1 Prozent im Jahr 2026. Bis 2025 liege dies an entfallenden fiskalischen Krisenhilfen. Diese seien gewichtiger als stark steigende Ausgaben etwa für Renten, Verteidigung und Personal. Danach würden vor allem etwas zurückhaltendere Ausgaben des Bundes einschließlich der Sondervermögen und die günstigere Konjunktur die Staatsfinanzen entlasten. Die Schuldenquote sinke bis 2026 auf nur noch etwas über 60 Prozent.

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