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Büromarkt in Corona-Zeiten: Beginnt der Aufholprozess?

Die Nachfrage nach Büroimmobilien hat zum Jahresbeginn wieder Fahrt aufgenommen. Zu diesem Schluss kommen die Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle (JLL) und Savills, die den aktuellen Flächenumsatz umfassend analysiert haben. Im Vergleich zu den Vorquartalen sei zu spüren, dass die Nutzer wieder mit mehr Zuversicht in die Zukunft blicken, heißt es. Obwohl sich viele Menschen zwar vorstellen könnten, einige Tage pro Woche von zu Hause zu arbeiten, werde das Büro auch in Zukunft ein wichtiger Baustein der Arbeitswelt bleiben, so die Prognose.

Nach Angaben von Savills ist der Flächenumsatz in den größten deutschen Büromärkten gegenüber dem Vorjahresquartal zwar um 3 Prozent zurückgegangen. Diese Zahl spiegelt allerdings noch die Lage vor Beginn der Corona-Krise wider. Gegenüber dem zweiten Quartal 2020 wurde im ersten Quartal 2021 rund 25 Prozent mehr Bürofläche umgesetzt. Für Stabilität sorgt vor allem der öffentliche Sektor, der auch in der Krise neue Büroflächen anmietet – vor allem in Köln, aber auch in Frankfurt am Main und Hamburg. Die Mieten in den sechs größten Büromärkten blieben den Untersuchungen zufolge weitgehend stabil. Lediglich in Berlin war ein leichter Rückgang zu verzeichnen.

Homeoffice-Euphorie weicht Ernüchterung

Für den weiteren Verlauf dieses Jahres erwartet Savills einen Aufholprozess. Nutzer seien sich bewusst, dass ein zukünftiger Arbeitsplatz sowohl den Anforderungen eines klassischen Büroarbeitsplatzes als auch denen von Remote Working gerecht werden muss, so Dr. Martin Kern, Senior Consultant Research bei Savills. Stephan Leimbach, Head of Office Leasing bei JLL Germany ergänzt: „Wir schließen uns nicht dem Abgesang auf Büros als zentrale Arbeitsorte an, im Gegenteil, deren Bedeutung kann sogar steigen und in vielen Unternehmensetagen ist die erste Homeoffice-Euphorie einer gewissen Ernüchterung gewichen. Kommunikation, Mitarbeiterbindung und Zugehörigkeitsgefühl sind nur einige der Aspekte, die Mitarbeiter außerhalb des Büros vermissen“.

Wunsch nach flexiblen Lösungen wächst

Festzuhalten ist jedoch auch: Die Zahl der leerstehenden Büroflächen wächst. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sie sich im ersten Quartal 2021 um mehr als 30 Prozent erhöht. In Berlin und München legte das Angebot an kurzfristig verfügbaren Flächen am stärksten zu. Bei JLL rechnet man über das Gesamtjahr mit einem weiteren Anstieg der Leerstandsquote in den großen Städten. Allerdings könnte sich auch hier die Erkenntnis bemerkbar machen, dass Büros in Zukunft ein wichtiger Teil der Arbeitswelt bleiben. „Bei neuwertigen, flexiblen Flächen mit einer Ausstattung, die dem Wunsch der Nutzer nach einem Mehr an Wohlfühlatmosphäre entsprechen und die dazu noch entsprechende Nachhaltigkeitsbedingungen erfüllen, sinken die Leerstandsrisiken signifikant“, so Stephan Leimbach von JLL Germany.

Unternehmen agieren mit Vorsicht

Diese Erwartung gibt es bei Savills ebenfalls. „Insbesondere aufgrund der derzeitigen Unsicherheit hinsichtlich des zukünftigen Flächenbedarfs, achten Nutzer stark auf die Qualität und Flexibilität der Gestaltungsmöglichkeiten. Dafür sind sie auch bereit, Spitzenpreise zu bezahlen“, erklärt Panajotos Aspiotis, Managing Director für die Agency Germany bei Savills. Angesichts der sich aktuell ständig verändernden, politischen Vorgaben in Bezug auf Corona-Beschränkungen und den damit verbundenen Unsicherheiten dürften viele Unternehmen in Bezug auf die Anmietung von Büroflächen zunächst weiter vorsichtig sein.

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