Bauzinsen steigen über vier Prozent

Wer eine Immobilie kaufen will, muss wieder mit deutlich gestiegenen Zinsen rechnen. Die Bauzinsen für zehnjährige Finanzierungen sind erneut über die Marke von vier Prozent geklettert, wie Daten der Frankfurter FMH-Finanzberatung und des Kreditvermittlers Interhyp zeigen. Damit zogen die Zinsen für Baudarlehen wieder spürbar an und erreichten den höchsten Stand seit Oktober.

„Wir erwarten für das laufende Jahr stark schwankende Zinsen in einem Korridor zwischen drei und vier Prozent, kurzzeitig auch darüber“, sagte Interhyp-Vorständin Mirjam Mohr. Die FMH-Finanzberatung rechnet sogar mit deutlich mehr Druck nach oben. „Fünf Prozent bis Jahresende sind keine Schwarzmalerei, sondern eine realistische Prognose“, sagte Gründer Max Herbst.

Die Aussicht auf weitere Leitzins-Erhöhungen der großen Zentralbanken im Kampf gegen die hohe Inflation haben das Zinsniveau an den Kapitalmärkten insgesamt nach oben getrieben. So war die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen, an denen sich die Bauzinsen orientieren, Ende Februar auf den höchsten Stand seit 2011 gestiegen. Beim Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank diesen Donnerstag rechnen Beobachter zudem fest mit einer weiteren Leitzinserhöhung. Eine nennenswerte Abschwächung der Inflation sei nicht in Sicht, sagt Herbst. Auch hohe Lohnabschlüsse in Tarifrunden sorgten für Preisauftrieb.

Handwerk drohen Insolvenzen

Der rapide Anstieg der Bauzinsen seit Beginn des vergangenen Jahres hat Finanzierungen enorm verteuert. Zum Vergleich: Im Januar 2022 konnten Immobilienkäufer noch zehnjährige Finanzierungen zu unter einem Prozent Zins pro Jahr abschließen. Die schlechteren Konditionen führen dazu, dass die Monatsraten für Zins und Tilgung um Hunderte Euro höher liegen als zuvor, was den Immobilienkauf für viele Menschen unbezahlbar macht.

Problematisch ist diese Entwicklung nicht nur für Immobilienkäufer, sondern auch für Banken und Handwerk. Das Geschäft mit Baufinanzierungen ist seit vergangenem Frühjahr eingebrochen. Im Januar lag das Neugeschäft der Geldhäuser mit Hypothekendarlehen inklusive Verlängerungen nach Daten der Deutschen Bundesbank bei 12,7 Milliarden Euro – fast die Hälfte weniger als im Vorjahresmonat.

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, warnte kürzlich davor, dass wegen der Zinsentwicklung derzeit immer mehr Bauprojekte verschoben würden. Sollte deshalb gesunden Handwerksbetrieben die Zahlungsunfähigkeit drohen, „muss der Staat eingreifen“, forderte er. „Es muss in den nächsten Wochen und Monaten darüber gesprochen werden, wie wir den Abbau von Kapazitäten verhindern, die wir dringend etwa für die Transformation, die energetische Sanierung und den sozialen Wohnungsbau brauchen.“ (mit dpa)

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