Baubranche 2023: Digitalisierung stockt

Von der Rekord-Inflation über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie bis hin zum Klimawandel: Die aktuellen Krisen machen auch vor der Bauindustrie nicht halt, wie eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) zeigt. Sechs von zehn Unternehmen geben an, dass sie die aktuelle Weltlage deutlich zu spüren bekommen. Dazu kommt: Während es in Sachen Nachhaltigkeit voran geht, stockt die Digitalisierung in der Branche.

Dabei belasten die Befragten insbesondere volatile Preisentwicklungen (92 Prozent) und Probleme in der Lieferkette (91 Prozent), aber auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen (88 Prozent) und der zunehmende Kostendruck (87 Prozent) machen der Branche zu schaffen. Mehr als jedes zweite Bauunternehmen berichtet zudem, dass Projekte wegfallen (55 Prozent) und Umsätze einbrechen (53 Prozent).

Die Mehrheit der Unternehmen sieht in Folge der aktuellen Lage große Veränderungen auf die Branche zukommen: 65 Prozent wollen mittelfristig neue Geschäftsfelder entwickeln, 57 Prozent planen eine Neuausrichtung ihres Unternehmens und 49 Prozent wollen das Lieferantenportfolio umstrukturieren.

Bei der Digitalisierung kommt die Branche nicht vom Fleck

Ein wichtiger Mosaikstein, um in Krisenzeiten erfolgreich zu bleiben, ist die Digitalisierung. Aber gerade in diesem Bereich zeigt die Studie keine Fortschritte: Zwar attestiert jede/r zweite Befragte dem eigenen Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad. Diese Zahl stagniert jedoch im Vergleich zum Vorjahr. Auch die digitale Baustelle wird noch einige Zeit auf sich warten lassen: Sechs von zehn Befragten sehen bei der Digitalisierung ihrer operativen Prozesse und der Anwendung digitaler Lösungen deutlichen Nachholbedarf. Gut aufgestellt sehen sie sich hingegen bei der Digitalisierung ihrer administrativen und projektbezogenen Prozesse.

Laut PwC-Expertin Rebekka Berbner erkennen immer mehr Unternehmen, welche Chancen der Einsatz digitaler Lösungen bietet. So sehen 88 Prozent der Befragten die Potenziale, die sich durch Simulation & Visualisierung für die Baubranche ergeben (+11 Prozentpunkte). Allerdings attestieren sich in diesem Bereich nur 36 Prozent gute Fähigkeiten (-4 Prozentpunkte). Die Diskrepanz zwischen Potenzialen und Fähigkeiten liegt folglich bei 52 Prozentpunkten – und damit 15 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.

Diese Tendenz zeichnet sich auch bei anderen digitalen Lösungen ab, etwa dem Einsatz von Echtzeit-Reporting oder IoT-Lösungen auf der Baustelle. Verbesserungen lassen sich nur punktuell erkennen – zum Beispiel bei Drohnenüberwachung, Laserscanning sowie Robotik und Automatisierung. In diesen Bereichen konnten die Unternehmen die Differenz zwischen Potenzialen und Fähigkeiten etwas verkleinern.

Fachkräftemangel als größte Hürde für die Umsetzung digitaler Lösungen

Das bestätigen die Ergebnisse der Umfrage: So sind 91 Prozent der Meinung, dass die größte Hürde für die Nutzung digitaler Lösungen im fachlichen Know-how und dem Fachkräftemangel liegt. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

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